Im ersten Teil dieser Mini-Serie habe ich Euch die jeweiligen Vorzüge und auch Nachteile der beiden Volleyball-Varianten Beach und Halle vorgestellt. Jetzt möchte ich Euch noch einmal kompakt die wesentlichen Regelunterschiede beider Varianten aufzeigen. Viel Spaß!

Der „äußere Rahmen“

Beim Hallenvolleyball stehen auf einem 9 x 9 Meter Feld 6 Spieler, beim Beach Volleyball auf 8 x 8 Meter lediglich zwei Spieler, die Netzhöhe ist mit 2,43m (Herren) bzw. 2,24m (Damen) gleichhoch. Bis zu sechs Spielerwechsel sind in der Halle je Satz gestattet, ein Beach Volleyballteam besteht grundsätzlich nur aus zwei Spielern, so dass keine Wechsel möglich sind.

Da es im Beach keine Mittellinie gibt, ist das überqueren der „gedachten“ Mittellinie erlaubt, insofern der Gegner beim Spielen nicht behindert wird. In der Halle ist das Übertreten der Mittellinie grundsätzlich verboten.

Tipps für den Kauf von empfehlenswerten, guten mobilen Beach Volleyball-Anlagen findet ihr hier.

Die Spielstruktur

In der Halle werden im Seniorenbereich drei Gewinnsätze nach Rally-Point-Zählweise bis 25 Punkten bei zwei Punkten Differenz gespielt (im 5. Satz bis 15); im Beach Volleyball lediglich zwei Gewinnsätze bis 21 oder 15 Punkten. Durch Umwelteinflüsse wie Wind, Sonne und weitere Einflüsse wird beim Beach Volleyball zudem alle 5 oder 7 Punkte die Seite gewechselt.

In der Halle stehen drei Ballberührungen plus zusätzlich eine Blockberührung zur Verfügung, beim Beachen zählt die Blockberührung (warum auch immer?) als erster Kontakt, so dass nur noch zwei weitere bleiben. Aufstellungsfehler können nicht passieren – beide Spieler dürfen sich zu jedem Zeitpunkt so im Feld positionieren wie sie dies möchten.

In der Halle können Trainer pro Satz zwei Auszeiten beantragen, im Beach darf jedes Team eine je Satz nehmen. Auf höherem Niveau wurden bei beiden Varianten zudem technische Auszeiten bei 21 gespielten Punkten eingeführt.

Durchschnittlich dauern Beach Volleyballspiele unter einer Stunde, Hallenspiele zwischen einer und zwei Stunden.

In der Regel wird Beach Volleyball in Turnierform ausgetragen, die Meisterschaftsspiele in der Halle zumeist in Ligaform. So können bis zu acht Spiele je Wochenende im Sand bei Turnieren auf Euch warten, in der Halle im Normalfall nur ein Spiel je Spieltag (Ausnahme, aber immer seltener: Doppelspieltage). Schnell wechselnde Gegner sowie das Eingewöhnen auf deren Spielweise gehören also zum Beach Volleyball dazu. In der Halle ist ein längerfristiges Einstellen auf die kommenden Gegner besser möglich.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist, dass in der Halle Coaching in vielfältiger Form erlaubt ist, beim Beach Volleyball jedoch grundsätzlich verboten ist.

Technische Unterschiede

Das größte Thema und sicherlich der bekannteste Unterschied ist das Problem des ersten Ballkontakts beim Beachen: Das Pritschen des ersten Balls beim Beach Volleyball ist grundsätzlich erlaubt, muss aber sehr sauber ausgeführt werden und wird allermeist sanktioniert. Auch der zweite Ball darf nicht im oberen Zuspiel über das Netz gespielt werden, es sei den, dies erfolgt senkrecht zur Zuspielachse. Auch das Fintieren/ Loben/ Legen des dritten Balls mit den Fingerspitzen ist im Sand verboten. Alternativ hierfür haben sich spezielle Techniken entwickelt – nachzulesen weiter unten im Text.

Spielbälle

Weitere Unterschiede bestehen bei den Spielbällen: Offizieller Spielball auf der internationalen und deutschen Beach Volleyball Tour ist der Mikasa VLS 300. In einigen Bundesländern wird aus Vertragsgründen mit dem Molten Beach Master MBVBM gespielt. Auch in der Halle gelten diese Unterschiede zwischen Mikasa und Molten-Bällen. Zumeist ist es nur eine Frage der Gewöhnung, manche Spieler haben aber auch echte Präferenzen zu dem einen oder anderen Balltyp. Alles zu Volleybällen erfahrt ihr hier.

Kleidung & Trikots

Das von Außenstehenden am meisten beachtete Thema sind die Kleidungsvorschriften für Spielerinnen beim Beach Volleyball. In der Halle sind Trikot und Hose bei Männern und Frauen zumeist sportlich-praktisch, und der gängigen Mode entsprechend, eher körpernah geschnitten. Im Sand sind die Frauen zumeist sehr knapp gekleidet. Dies liegt zum einen am Reglement, zum anderen lassen sich Sponsoren so besser für den „attraktiven“ Sport Beach Volleyball finden und an sich binden. Interessant ist aber zu wissen, dass die Verbandsvorgaben hierzu deutlich weniger streng sind als gedacht und die allermeisten Damen-Beach Volleyballteams die Vorgaben deutlich unterschreiten.

Mützen und Sonnenbrillen sind auch erlaubt, lange, wärmende Kleidung sowie Beachsocks bei entsprechenden Temperaturen. Das Spielen in Schuhen mit Sohle hingegen nicht.

Stellt der Veranstalter eines Beach Volleyball-Turniers ein Trikot zur Verfügung, muss dies auch getragen werden. Auf höherem Niveau ist auf dem Trikot noch eine Spielernummer zu finden (1 oder 2).

Und sonst noch?

Durch den Sand als weichen, beweglichen Untergrund kommt es im Gegensatz zum härteren Hallenboden zu erhöhten Ansprüchen an die stabilisierende Muskulatur in Rumpf, Beinen und speziell den Füßen (wer kennt nicht diesen fiesen Muskelkater im Fußgewölbe nach den ersten Einsätzen im Sand :-)?).

Auch müssen Beach Volleyballer universalistischer sein: Der Erfolg hängt maßgeblich von beiden Spielern ab, kein Spieler kann sich oder seine Schwächen verstecken, da an jedem Spielzug immer beide Spieler partizipieren (psychologische Komponente und Beanspruchungen). In der Halle hat nicht bei jedem Spielzug jeder Spieler eine Ballberührung, der Anspruch ans Teamwork ist aber höher.

Tolle Doku zum Beachvolleyball aus wissenschaftlicher Sicht gibt es in der ARD-Mediathek

Spezielle Beach Volleyball-Techniken

Wie oben beschrieben, haben sich aufgrund von Regelunterschieden zur Halle spezielle Beachvolleyball-Techniken entwickelt. Hier kurz die bekanntesten:

Tomahawk

Da die Annahme im Pritschen in Sand ja problematisch sein kann, hat sich der Tomahawk als Technik entwickelt. Die offenen Hände werden gefächert oberhalb des Kopfes übereinandergelegt und mit der so entstandenen aufgespannten Fläche der Ball kontrolliert gespielt. Alternativ können auch die Handflächen aufeinander gelegt werden, die Finger zeigen nach oben und der Ball wird mit den aufeinanderliegenden Handkanten gespielt.

Pokeshot

Das Universal-Schweizermesser unter den Techniken: Sowohl Annahme, Abwehr und Zuspiel hat man den Pokeshot schon gesehen, am gebräuchlichsten ist der mit den gebeugten Fingerknöcheln einer Hand gespielte Ball aber im Angriff für gefühlvolle Shots über den Block.

Cobra-Shot

Der Cobra-Shot kommt zum Einsatz wenn es im Angriff mal ganz eng wird: Sollte der Ball sehr dicht gestellt sein und der gegnerische Blockspieler Längenvorteile haben, kann der Ball mit den gespannten Fingerspitzen noch über den Block ins gegnerische Feld bugsiert werden: Nur was für Könner.

Chicken-Wing

Was wie ein Essen im Fast-Food-Restaurant oder beim Grillen klingt, ist eine Not-Abwehrtechnik: Der Ball wird mit seitlich-abgewinkeltem Arm (es ergibt sich ein Dreieck zwischen Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenk) gespielt. Mit dieser Fläche kann ein hart-seitlich auf Körperhöhe geschlagener Ball effektiv abgewehrt werden.

Beach-Dig

Der Beach-Dig ähnelt dem Pritschen, sind doch die Hände geöffnet und schalenförmig nebeneinander. Diese Technik kann auch oberhalb des Körpers, sehr tief und besonders seitlich sowie einhändig angewandt werden.

Gator-Dig

Eine sinnvolle Abwehralternative für hart zentral auf den Körper angegriffene Bälle, bei der weder der Bagger noch Pritschen möglich sind: Beide Handinnenflächen bilden vor der Brust eine Schale mit der der Ball kontrolliert abgewehrt werden kann.

Skyball

Aufschlag von oben und verschiedene Sprungaufschläge findest du langweilig? Dann probier doch mal den Skyball-Aufschlag aus: Der Ball soll möglichst hoch (in die Sonne oder auch in den Wind) geschlagen werden und somit schwer für den Gegner einzuschätzen sein. Ausgeführt wird der Ball häufig seitlich-stehend zur Grundlinie mit Körperabsenkung und mit der Vor- oder Rückhandseite der Hand ausgeführt.

Der Skyball im internationalen Beachvolleyball präsentiert von Adrian Carambula

Fake-Block

In der Halle sind Zweier- oder gar Dreierblocks die Regel – im Sand kann das kontrollierte Lösen und somit blockfrei-lassen des Angreifers ein probates Mittel sein, das Feld gegen Shots noch besser zu verteidigen. Eine gute Abstimmung in der Feldverteidigung ist hier Voraussetzung.

VolleyballFREAK-Tipp: Alle Techniken sollten – wie in der Halle auch – durch Übungs- und Spielformen vorher gründlich geübt werden.

Beach vs. Hallenvolleyball: 2 ungleiche Brüder! – Teil 1 jetzt hier lesen

Habt ihr noch Regelfragen oder besondere Erlebnisse von einem Training oder Turnier? Hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine Nachricht an info@volleyballfreak.de.