Im Paper „Strength and Conditioning for Volleyball: A Review“ von André Rebelo, João Valente-dos-Santos, Inês G. Pires, Inês Arrais, João R. Pereira und Anthony N. Turner werden aktuelle Erkenntnisse zu Athletiktraining, Leistungsdiagnostik und Verletzungsprävention im Volleyball zusammengefasst. Die Autor:innen forschen bzw. arbeiten an der Universidade Lusófona (Portugal), dem Center of Sports Optimization bei Sporting Clube de Portugal, der University of Porto sowie dem London Sports Institute der Middlesex University (UK)
Das Paper beschreibt detailliert, welche physischen Anforderungen Volleyball stellt, welche Verletzungen besonders häufig sind und wie Trainer:innen S&C-Programme (Strength and Conditioning) strukturieren sollten. Im Abstract heißt es dazu, Ziel sei es, „Trainingsprogramme sollen die Leistung verbessern und das Verletzungsrisiko reduzieren – durch eine strategische Auswahl von Übungen und eine gezielte Periodisierung.“ (eigene Übersetzung)
Was macht Volleyball körperlich so anspruchsvoll?
Volleyball ist kein „nur springen und schlagen“-Sport. Die Autor:innen zeigen anhand einer Needs-Analyse, dass Athlet:innen je nach Position sehr unterschiedliche Belastungen haben:
- Setter springen am häufigsten (viele, aber niedrigere Sprünge)
- Middle Blocker haben die meisten Blocksprünge
- Outside Hitter erreichen die höchsten Sprunghöhen
Damit ist Volleyball ein Sport mit extrem vielen Wiederholungen explosiver vertikaler Bewegungen. Das Paper bringt es klar auf den Punkt:
„Die Sprunghöhe ist ein wichtiger Leistungsindikator im Volleyball und hat einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang von Spielen.“ (eigene Übersetzung)
Für Volleyballtraining bedeutet das: Wer höher springt, gewinnt häufiger.
Verletzungsrisiken im Volleyball
Die Review fasst klar zusammen, wo die größten Risiken liegen (Daten aus internationalen Verletzungs-Datenbanken):
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Verletzung |
Häufigkeit |
Ursache |
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Sprunggelenksverletzungen (Umknicken) |
bis zu 60 % der akuten Verletzungen |
Landungen beim Block oder Spike |
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Patellasehnenentzündung („Jumper’s Knee“) – Knie |
häufigste Überlastungsverletzung |
zu viele Sprungbelastungen pro Woche |
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Schulterprobleme (Rotatorenmanschette / Bizeps) |
Folge repetitiver Überkopfbewegungen |
harte Schlagbewegungen und hohe Wiederholungszahl |
Zum Sprunggelenk schreiben die Autor:innen:
„Die Prävention von Sprunggelenksverletzungen umfasst eine Kombination aus Hilfsmitteln und gezielten Trainingsmethoden.“ (eigene Übersetzung)
Beim Jumper’s Knee heißt es:
„Die Patellasehnenentzündung zählt zu den häufigsten Überlastungsverletzungen des Sports, bedingt durch die wiederholten Sprungbewegungen.“ (eigene Übersetzung)
Und zur Schulter:
Die Studie beschreibt, dass bei Profis häufig muskuläre Dysbalancen zwischen Innen- und Außenrotatoren auftreten und dass Mobilitätsdefizite das Risiko erhöhen.
Grundprinzipien für volleyballspezifisches Athletiktraining
1. Saisonplanung muss flexibel sein
Volleyball hat eine extrem lange Wettkampfsaison – für Profis beinahe 11 Monate. Daher funktionieren starre Trainingszyklen (wie im Kraftdreikampf oder der Leichtathletik) nicht.
Die Autor:innen empfehlen:
„Im Volleyball wird häufig ein anpassungsfähigeres Modell bevorzugt. Nichtlineare Periodisierung – insbesondere ein flexibler Ansatz – bietet eine praktische Lösung.“ (eigene Übersetzung)
Das bedeutet: Die Trainingsintensität richtet sich nach dem aktuellen Belastungszustand, nicht nach einem fixen Plan.
2. Maximalkraft = Basis für Sprungkraft & Verletzungsprävention
Maximalkraft beeinflusst:
- Sprungkraft
- Power im Angriff/Block
- sichere Landung (Reduktion von Überlastungen)
„Maximalkraft ist entscheidend, da sie die Grundlage für kraftvolle Aktionen wie Angriffe und Blocks bildet. Außerdem verbessert sie die Landemechanik und reduziert somit das Verletzungsrisiko.“ (eigene Übersetzung)
Empfehlung aus dem Paper:
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Parameter |
Empfehlung |
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Intensität |
≥ 80 % 1RM (One Repetition max.) |
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Wiederholungen |
1–6 |
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Einheiten / Woche |
2–4 |
3. Plyometrie & Reaktivkraft
Volleyball erfordert nicht nur hohe Sprünge, sondern wiederholte maximale Sprünge bei kurzer Bodenkontaktzeit. In der Offseason darf Volumen höher sein, in der Saison wird gezielt dosiert
4. Testing muss volleyballspezifisch sein
Empfohlen werden u. a.:
- Counter Movement Jump (CMJ)
- Block- & Spike-Jump Tests (z. B. mit Vertec)
Ableitungen für Trainer:innen / Volleyballfreak
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Ziel |
Was tun? |
Praxisbeispiele |
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Sprungkraft verbessern |
Maximalkraft + Plyometrie |
Kniebeuge ≥80 %1RM + Drop Jumps |
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Jumper’s Knee vorbeugen |
Volumen steuern + isometrisch + exzentrisch |
Spanish Squat / Nordic Hamstrings |
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Sprunggelenke schützen |
Propriozeption + Technik + ggf. Orthesen |
Einbeinige Landungen, Stabilisation |
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Schulter entlasten |
Außenrotatoren stärken + Mobility |
Face Pulls, Sleeper Stretch |
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Saisonsteuerung |
flexible Periodisierung |
Zonen-Modell |
Fazit
Die Review zeigt klar:
- Volleyballer:innen brauchen Maximalkraft + Explosivkraft + Reaktivkraft.
- Verletzungen entstehen nicht zufällig — sie sind das Ergebnis von Belastungssteuerung und Technik.
- Starre Trainingspläne funktionieren nicht — Volleyball braucht flexible Periodisierung.
Athletiktraining ist kein „Nice to have“.
Es entscheidet darüber, ob du höher springst, härter schlägst und verletzungsfrei bleibst.
Quellennachweis
- Rebelo, André & Valente-Dos-Santos, João & Pires, Inês & Arrais, Inês & Pereira, João Rafael & Turner, Anthony. (2025). Strength and Conditioning for Volleyball: A Review. Strength & Conditioning Journal. 47. 499-517. 10.1519/SSC.0000000000000895.
- https://journals.lww.com/nsca-scj/fulltext/9900/strength_and_conditioning_for_volleyball__a_review.190.aspx





