Eine systematische Übersicht über die Spielanforderungen und Trainingsimplikationen
Das Paper „Physical performance and game demands in beach volleyball: A systematic review“ wurde von Joaquín Martín Marzano-Felisatti (Universität Valencia), José Pino-Ortega (Universität Murcia), Jose Ignacio Priego-Quesada, José Francisco Guzmán-Luján (beide Universität Valencia) und Antonio García-de-Alcaraz (Universität Almería) verfasst und im Journal of Human Sport and Exercise (2025) veröffentlicht. Es liefert erstmals eine systematische Zusammenfassung der physischen Anforderungen im Beachvolleyball auf Basis von 19 Studien.
Warum ist diese Arbeit so relevant?
Die Untersuchung bietet eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für Trainer:innen, Spieler:innen und Sportwissenschaftler:innen, um gezielter zu trainieren, Verletzungen zu vermeiden und Leistung messbar zu verbessern. Die analysierten Studien beziehen sich auf verschiedenste Spielniveaus – vom Nachwuchs über nationale bis hin zu internationalen Top-Spieler:innen.
Kernergebnisse aus 19 Studien – was verlangt Beachvolleyball vom Körper?
1. Spielzeit, Arbeits-Ruhe-Verhältnis und Punkte pro Satz
- Männer spielen im Schnitt länger (bis zu 42 Minuten bei 3-Satz-Spielen) als Frauen.
- Die Ballwechsel dauern bei beiden Geschlechtern ähnlich lange – rund 7 Sekunden pro Rally.
- Im U19-, U21- und Seniorenbereich steigt die Satzdauer kontinuierlich an, genauso wie die Anzahl an Punkten, Sprüngen und Schlägen.
2. Sprung- und Schlagaktionen im Spiel
- Männer springen durchschnittlich über 100-mal pro Spiel, wobei Blocker mehr Sprünge und Defender mehr Angriffsaktionen ausführen.
- Frauen zeigen ähnliche Werte – allerdings variieren diese je nach Rolle und Strategie.
3. Konditionelle Anforderungen im Labor
- Sprunghöhe im Countermovement Jump (CMJ) lag bei Männern bei durchschnittlich 46,9 cm, bei Frauen bei 38,6 cm.
- Männer entwickelten signifikant höhere Maximalkräfte und Leistungswerte (z. B. Peak Power bis zu 2.600 W).
4. Bewegungsmuster im Spiel
- Die meisten Bewegungen finden im niedrigen Geschwindigkeitsbereich statt (unter 4 m/s), was für kurze, explosive Aktionen spricht.
- Blocker:innen führen besonders viele Beschleunigungs- und Bremsbewegungen durch – essenziell für schnelle Richtungswechsel und Netzaktionen.
Relevanz für Spieler:innen auf jedem Leistungsniveau
Nachwuchs
Die Studie kritisiert explizit das Fehlen systematischer Daten zu jüngeren Altersklassen. Dennoch lässt sich ableiten:
- Techniktraining (z. B. Sprung- und Landetechniken) ist bereits in frühen Jahren sinnvoll.
- Differenzierung nach Spielerrolle sollte früh beobachtet, aber nicht forciert werden.
Breitensport
Für Hobby- und ambitionierte Vereinsspieler:innen bietet die Studie einen klaren Hinweis:
- Wer seine Leistung verbessern will, muss vor allem Sprungkraft, Schnelligkeit und Regeneration trainieren.
- Dabei ist spielnahes Training auf Sand sinnvoller als ausschließliches Training im Kraftraum.
Leistungssport
Top-Athlet:innen profitieren durch:
- präzisere Datenerfassung durch GPS und Sprungsensoren
- periodisierte Belastungssteuerung je nach Saisonphase
- Anpassung an individuelle Rollenanforderungen (Block vs. Defense)
5 Trainingsgrundsätze, die du ableiten kannst
1. Sprungkraft gezielt verbessern
Nutze Übungen wie CMJ, Squat Jumps, aber auch spezifische Spike- und Block-Sprünge auf Sand, um wettkampfrelevante Leistungen zu steigern.
2. Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit fördern
Trainiere Beschleunigungen, Richtungswechsel und kurze Sprints, da diese in hoher Frequenz auftreten. Koordinationsleiter-Drills, Drop Jumps und reaktive Übungen sind effektiv.
3. Rollenbasiertes Training
Blocker:innen brauchen mehr vertikale Explosivität und schnelle Beinarbeit am Netz. Abwehrspieler:innen profitieren von agiler, seitlicher Bewegung und Reaktionsschnelligkeit. Dies sollte sich in individuellen Übungsblöcken widerspiegeln.
4. Erholung nicht vergessen
Die meisten Spiele beinhalten kurze, intensive Phasen – aktive Erholung, gezielte Mobilisation und kardiovaskuläres Training verbessern die Regeneration zwischen Rallies und Sätzen sowie nach dem Spiel.
5. Technologie nutzen
GPS-Tracking, Sprungmesser, Wearables oder Apps zur Belastungssteuerung bieten neue Einblicke in dein Training. Nutze sie, um deine Fortschritte objektiv zu erfassen und gezielte Anpassungen vorzunehmen.
Was fehlt noch in der Forschung?
Die Autor:innen fordern:
- mehr Daten zu Frauen und Nachwuchs, besonders auf nationalem Niveau
- Einbezug von Umweltfaktoren (Wind, Sandkonsistenz, Temperatur)
- standardisierte Metriken für Vergleichbarkeit (z. B. gleiche Sprungtests, gleiche Zonen für Geschwindigkeiten)
Komm‘ in Volleyballfreak-Beachcamps
Komm in ein Volleyballfreak-Beachcamp und feile mit Expert:innen an deinen technischen und taktischen Fähigkeiten – egal ob du Anfänger:in oder Turnierspieler:in bist.
Fazit: Für jeden was dabei
Dieses Paper bringt frischen Wind in die Trainingsplanung – egal ob du Anfänger:in, Freizeitspieler:in oder Profi bist. Es zeigt eindrucksvoll, dass Beachvolleyball ein komplexer, dynamischer Sport ist, der viel mehr ist als „nur am Strand baggern“. Wer sich gezielt auf seine Position vorbereitet, strukturiert trainiert und moderne Technik nutzt, wird Fortschritte sehen – wissenschaftlich fundiert und praxistauglich.