Trainer – ein Job für Superhelden? Warum das so ist, könnt ihr am Ende dieses Artikels lesen.

Einen guten Trainer zu finden ist häufig schwer. Egal ob im Handball, Fußball, Volleyball oder in jeder anderen Sportart. Aber was genau heißt „guter Trainer“ eigentlich?

Klar ist, dass Trainer „Mädchen für alles“ sein sollen und müssen: Sie müssen was vom Fach verstehen, Coachen können, abwechslungsreiches Training bieten, Psychologen sein, Mediziner, Motivatoren, alle Spieler bei Laune halten und und und…

Es gibt tausende Trainer und Übungsleiter in Deutschland, und nur die wenigsten stehen im medialen Fokus:

  • Jürgen Klinsmann und Jürgen Klopp gelten als Motivationsexperten

  • Heiner Brand ist ein Original und verkörpert seinen Sport wie kein anderer

  • Pep Guardiola und Jogi Löw sind brillante Taktiker

  • Stelian Moculescu ist (war) ein echter Dauerläufer und penibler Analytiker

Aber auch abseits dieser großen, bekannten Trainer gibt es viele Menschen, die diesen Job mit vollem Herzen verkörpern und zu 100% leben. Wenn ihr Glück habt auch bei Euch im Verein oder in Eurem Team?!?

VolleyballFREAK hat die ultimativen TOP-10 zusammengesammelt, was es heißt, ein guter Trainer zu sein.

Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich Wiedererkennen…

1. Gute Trainer verstehen was vom Fach

Eine gute Ausbildung ist sicher eine wichtige Grundlage, um als Trainer erfolgreich zu arbeiten. Teils sind Lizenzen von den Verbänden in höheren Ligen auch vorgeschrieben.

Dazu gehören sicher Wissen über Trainingslehre, Anatomie, die Techniken und Taktiken der jeweiligen Sportart, das Vermitteln von Spielkonzepten, medizinische Kenntnisse zur Vermeidung von Verletzung, aber auch das Coachen bei Wettkämpfen. Trainer sollten mit know-how und Erfahrung überzeugen, dabei aber natürlich weiter offen für Innovationen und Tipps von außen sein.

Dass nicht nur Lizenzen darüber entscheiden, ob ein qualifizierter Trainer auch ein guter Trainer ist, lest ihr im Folgenden. Viel mehr als fachliche Dinge sind viel mehr auch menschliche Skills entscheidend, ob ein Trainer langfristig mit einem Team erfolgreich sein kann.

Gute Trainer haben es fachlich drauf!

DVV Chef-Trainer Felix Koslowski versucht die Schmetterlinge beim Testspiel richtig einzustellen.

2. Gute Trainer führen & sind ehrlich

Erfüllt ein Trainer Punkt 1 unserer Liste, ist es aber mindestens genau so entscheidend, dass der Trainer ein Team führen kann und einen offenen und ehrlichen Umgang mit seinen Athleten und allen Menschen um das Team herum hat.

Hierfür ist es sicher hilfreich, wenn ein Trainer weiß, was er möchte – und wie er seine Ziele erreichen will: Diese muss er straight verfolgen! Optimal ist aber, wenn er seinen Spielern erklärt und vermittelt, warum er wie handelt.

Trainer sollten in allen Situationen authentisch sein, Schauspielerei wird spätestens in Drucksituationen durchschaut und bringt nicht weiter. Gerade in schwierigen Momenten, mit einer Menge Druck von außen und evtl. von innen, müssen sie diesem Druck auch standhalten können.

Zum Führen gehört auch immer, Spielern „Körbe“ geben zu müssen: Nicht jeder kann in einem leistungsorientierten Team gleich viel spielen. Hier helfen nur ehrliche, offene und klare Ansagen weiter, um den heißen Brei reden hilft niemandem -selbst wenn es am Anfang schmerzen mag ist dies die einzige Art, mit Entscheidungen umzugehen. Dass jeder Spieler anders ist, macht es da nicht einfacher, individuell auf jeden einzugehen und ihn bestmöglich abzuholen und zu betreuen.

Gute Trainer sind Führungspersönlichkeiten!

Lies hier "Wann Mannschaft und Trainer sich trennen (sollten)!"

3. Gute Trainer kommunizieren

Probleme in der Kommunikation sind so alt wie die Menschheit selbst! Bestimmend für ein Team oder auch generell, wenn mehrere Menschen zusammen kommen, ist aber die Kommunikationsstärke. Als Trainer ist man hier besonders gefordert, steht man doch besonders im Fokus.

Generell gilt für Trainer: Seid immer für Eure Spieler ansprechbar: Je mehr ihr mit Euren Spielern sprecht, desto besser könnt ihr sie einschätzen – und sie Euch. Fragt nach, ob zu Hause oder bei der Arbeit alles rund läuft. Häufig klären sich dann Situationen von ganz alleine…

Trainer (und natürlich auch alle anderen Team-Mitglieder) sollten möglichst immer offen ausdrücken können, was ihnen wichtig ist. Dies, gepaart mit weiteren sozialen Komponenten ermöglicht, Konflikte und Brände im Vorfeld klein zu halten und zu löschen.

Bei Fragen oder Problemen sollte klar sein, dass Spieler und Trainer sich immer in Gesprächen unter vier Augen offen austauschen können, und sagen, was gesagt werden muss. Hierbei gelten für beide Seiten natürlich: In Ruhe aussprechen lassen und auf das Gegenüber eingehen. Fordert Feedback und Einschätzungen offen ein.

So eine offene und ehrliche Kommunikation (selbst wenn sie im ersten Moment weh tun mag) hilft dann auch schnell und effizient, Konflikte zu lösen und zwar bevor diese überhaupt groß werden können.

Das Foto zeigt Felix Koslowski im Einzelgespräch mit einer Spielerin vom SSC Schwerin

Einzelgespräche zwischen Trainer und Spieler

Spieler und Trainer sollten aber nicht unmittelbar nach Konflikten und noch emotional-aufgeladen in wichtige Gespräche gehen. Am besten das Gespräch ankündigen und seinem Gegenüber im Vorfeld Zeit geben, sich auf das Gesprächsthema einzustellen.

Erkennen gute Trainer Konflikte, ist es ist ihre klare Aufgabe, diese Konflikte sofort zu lösen versuchen.

Nur in einem möglichst konfliktfreien Team können Spieler auch an ihre Grenzen gehen. Das bedeutet nicht, dass immerzu Harmonie herrschen muss. Häufig kann ein Gewitter auch zur Klärung beitragen. Dass ein Trainer seine Spieler kennt und weiß, wie diese „ticken“, ist hierfür Voraussetzung.

Gute Trainer vermeiden Eskalationen, sprechen lieber einmal zu viel als zu wenig. Manchmal scheut man sich davor, wegen einer vermeintlichen Nichtigkeit „ein Fass aufzumachen“. Tauscht Euch gerne, bevor ihr das große Gespräch sucht, mit Teamkameraden, Außenstehenden (Freunden, Co-Trainer, Abteilungsleiter) oder auch dem Kapitän/ Mannschaftsrat aus. Dies gilt sowohl für Spieler als auch natürlich den Trainer.

Gute Trainer haben Pläne, Pläne geben Struktur. Im modernen Trainingswesen haben Spieler durchaus Mitspracherecht. Eigene Ideen können mit mehr Energie und Bestimmtheit umgesetzt werden als von außen übergestülpt. Ideal ist, wenn die Ideen und Ziele von Team und Trainer möglichst deckungsgleich sind. Gute Trainer versuchen ihre Entscheidungen bis zu einem bestimmten Maß zu erklären, sind immer ansprechbar bei Fragen oder Nöten. Sie setzen aber auch klare Grenzen, formulieren ihre Erwartungen und fordern diese auch ein. Trainer, die nur im stillen Kämmerlein ihre Entscheidungen treffen und Konflikten aus dem Weg gehen können Gift für jedes Team sein. Gerade wenn es „brennt“ behalten gute Trainer einen kühlen Kopf und nehmen sich der Probleme an.

Gute Trainer behalten den Überblick!

4. Gute Trainer analysieren

Trainer müssen planen, organisieren und analysieren: Trainingseinheiten, Spieltage, Auswärtsfahrten, Gespräche mit Sponsoren…, an vielen Stellen gehört eine gute Selbstorganisation dazu. Des weiteren ist es für gute Trainer unablässig, sich selbst zu hinterfragen und zu analysieren – sowie natürlich auch das Spiel des eigenen und des gegnerischen Teams. Nur dann kann sich Erfolg einstellen. Das meiste dieser Planungen und Analysen passiert in der Nicht-Trainingszeit und unterscheidet Hobby- von Vollbluttrainern (ganz gleich wie die jeweilige Bezahlung auch sein mag). Gute Trainer versuchen immer Verbesserungen zu suchen und zu finden.

Gute Trainer haben immer alles im Griff!

Der BR Volleys Trainer gibt die Aufschlagrichtung vor!

5. Gute Trainer sind konsequent

Für den Erfolg ist es wichtig, dass Spieler und Trainer sich aufeinander verlassen können und wissen, woran sie gegenseitig sind. In Teams sollte es klare Regeln und Grenzen geben, an die sich alle halten. Formuliert Erwartungen und Regeln bei Verstößen. Das kann zu Beginn anstrengend sein, wird sich aber auf Dauer bezahlt machen. Haltet durch!

Das Zauberwort heißt Konsequenz! Nur so können Trainer erfolgreich Teams an die Spitze führen und auch halten. Gute Trainer bleiben der eigenen Linie treu. Auch und gerade in schweren Zeiten gilt dies um so mehr. Bleibt bei allen Entscheidungen ihr selbst. Reflektieren des eigenen Ichs und der Entscheidungen gehört natürlich dennoch dazu.

Trotz aller Empathie tut in aller Regel ein gewisser Abstand zwischen Spieler und Trainer gut. Nur so kann ein guter Trainer objektiv beurteilen und auch etwaige schwierige Situationen meistern. Steht ein Trainer einem Spieler nahe, können Entscheidungen noch schwerer getroffen werden. Und jeder Trainer wird mal schwere Entscheidungen treffen müssen – das gehört zum Anforderungsprofil! Des weiteren sollten gute Trainer aber auch sagen können: Mea culpa – da habe ich einen Fehler gemacht. Das macht authentischer, größer und natürlicher als schweigen. Spieler sind nicht perfekt – warum sollte dies ein Trainer oder sonst wer sein?

Spielern ist nicht damit gedient, wenn sie nicht wissen, wie der Trainer sie sportlich einschätzt, deshalb muss ein Trainer klare (Personal)-Entscheidungen treffen, die auch mal weh tun können. Der Erfolg des Teams muss in einem Mannschaftssport über allem stehen.

Zumindest in einigen Bereichen sollten Teams aber mitentscheiden können, dies fördert den Teamgeist. Gemeinsam formulierte Ziele werden eher erreicht als von außen bestimmte Ziele. Die grobe Richtung sollten aber Trainer oder Vereine vorgeben.

Gute Trainer werden dann immer bis zum äußersten um diese Ziele für das Team kämpfen und alles tun, um erfolgreich zu sein.

Gute Trainer wissen, was getan werden muss!

6. Gute Trainer überraschen

Scheinbar das Gegenteil von Punkt 5, aber nur scheinbar. Trainer müssen in Entscheidungen zwar immer verlässlich und konsequent sein, im Training aber auch gerne überraschende Elemente auspacken. In der Vorbereitung kann es schon mal zäh werden, da ist es perfekt, wenn der Trainer auch mal unerwartete und unorthodoxe Methoden aus dem Hut zaubern kann:

  • andere Sportarten ausprobieren lässt

  • andere Bälle oder sonstigen Materialien einbaut

  • kleine Wettbewerbe/ Turniere durchführt

  • Koordinative Aufgaben stellt

  • auch Singen oder Verkleidungen können Möglichkeit sein, ein Team neu zu fordern und auf kommende Belastungen vorzubereiten.

Gute Trainer kennen keine Grenzen!

Equipment für mehr Pepp im Volleyballtraining? Jetzt hier mehr erfahren!

7. Gute Trainer haben „Antennen“

Für Trainer ist es unerlässlich, einschätzen zu können wir die eigenen Spieler „ticken“, aber auch gegnerische Spieler, Trainer und den Schiedsrichter einzuschätzen. Hierfür müssen sie ein feines Gespür haben und „Psychologe“ sein.

Es kann immer mal zu Spannungen oder negativen Stimmungen kommen, hier ist es wichtig, dass ein Trainer diese schnell erkennt und entgegen wirken kann.

So ist es als guter Trainer wichtig, auf sein (Bauch)-Gefühl zu hören und zu vertrauen, sowohl bei neuen Spielern, Spielerwechseln (Stichwort Joker und Trainertor/punkt) gehört ein guter Instinkt einfach dazu.

Gute Trainer führen mit Gefühl: Nicht jeder Spieler ist gleich. Da bedarf es eines großen Gespürs und Feingefühls. SOZIALE FÄHIGKEITEN werden als Trainer groß geschrieben.

So ist jedes Mitglied eines Teams wichtig und erfüllt eine eigene Rolle im Teamgefüge. Auch (und gerade die stilleren Zeitgenossen oder Ersatzspieler) können sehr wichtig für die Balance eines Teams sein! Gute Trainer wissen das und handeln entsprechend.

Gute Trainer haben den 7. Sinn!

8. Gute Trainer motivieren mit Spaß

Ob jemand mit vollem Herzen bei der Sache ist, merkt man in Bruchteilen von Sekunden. Als guter Trainer muss man zu jeder Sekunde konzentriert und mit Spaß bei der Sache sein. Selbst wenn der Druck hoch ist, bleibt es immer noch ein Spiel, und spielen muss Spaß machen. Nur Trainer, die Spaß an ihrem Job haben, können diesen auch an ihre Spieler vermitteln, so wie dieser Basketball-Trainer aus den USA, der jedem Spieler einen individuellen Handshake gibt.

Ein Scherz oder gemeinsames Lachen haben noch nie geschadet. Häufig kann Stimmung über ein mäßiges oder ein gutes Training, über Sieg und Niederlage entscheiden. Trainer müssen an manchen Situationen auch Entertainer sein, das kann helfen, Druck zu nehmen. So wie Klaus Toppmöller von Eintracht Frankfurt in der Saison 1993/94, als er das Wappentier der Eintracht, einen Steinadler in die Kabine nahm um seinen Spielern neue Motivation zu geben.

Gute Trainer kennen keine Grenzen!

9. Gute Trainer korrigieren

Auf dem Foto korrigiert Markus Benthien die Ausführung der Übung im INCHEZplus Beachvolleyballcamp ( Foto: Gerold Rebsch beachpics.de)

Markus Benthien korrigiert die Ausführung der Übung ( Foto: Gerold Rebsch beachpics.de)

Jeder Spieler möchte besser werden. Möglich ist dies nur mit Trainern, die korrigieren und Feedback geben. Schaffen es Trainer, ihre Kritik so zu verpacken, dass sie die Spieler erreicht und zu neuer Höchstleistung pusht, sind sie gute Trainer. Bei diesen stehen Lob und Kritik im Verhältnis 51:49 Prozent.

Gute Trainer sind sich nicht zu schade und finden es zu mühsam, Dinge auch 12865 Mal zu sagen, genau so wie verschiedene Wege der Korrektur zu suchen und zu finden. Einige Spieler springen auf verbale Korrektur an, andere auf visuelle Hinweise, wieder andere auf taktile: Gute Trainer holen ihre Spieler individuell ab und korrigieren diese, wie sie es brauchen.

Gute Trainer holen das Maximum aus ihren Spielern heraus!

10. Gute Trainer sind Vorbilder

Ein guter Trainer ist ein Vorbild. Punkt. Da dies so ist, verhält er sich so, dass das Team sich an ihm und seinen Vorgaben orientieren kann. Hierzu gehören auch Tugenden wie Zuverlässigkeit, Motivation, Pünktlichkeit und Begeisterungsfähigkeit. In einem Team muss man sich aufeinander verlassen können, sowohl auf als auch neben dem Feld. Hat ein Team das Gefühl, dass ein Trainer es hängen lässt, ist dies denkbar ungünstig. Gerade in kritischen Spiel- oder anderen emotionalen Situationen muss ein Trainer für Spieler berechenbar, gerecht und verlässlich sein.

Ist der Trainer mit ganzem Herzen dabei – und steckt genau so viel in das Team wie er auch abfordert, dann wird es erfolgreich arbeiten!

Gute Trainer gehen stets mit gutem Beispiel voran!

Trainer, die all diese Anforderungen erfüllen sind nicht nur gute Trainer sondern wahre Superhelden!

Darum: Danke an alle guten Trainer, die sich für uns ihre Zeit in der Sporthalle um die Ohren schlagen, die immer für uns da sind und uns zu besseren Spielern und Menschen machen!

weitere interessante Artikel: