Die Leistungsanalyse im Volleyball hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht – wortwörtlich. Wearable Technologien bieten mittlerweile präzise Messungen von Sprunghöhe, Bewegungsabläufen und Belastungen, um Training und Wettkampf gezielt zu optimieren. Eine aktuelle systematische Studie mit dem Titel Assessing and Monitoring Physical Performance Using Wearable Technologies in Volleyball Players: A Systematic Review, durchgeführt von António C. Sousa, Diogo L. Marques, Daniel A. Marinho, Henrique P. Neiva und Mário C. Marques von der Universität Beira Interior in Portugal, zeigt, wie Volleyballer:innen von tragbaren Sensoren profitieren können. Doch welche Geräte sind besonders nützlich, und wie lassen sich die gewonnenen Daten in die Trainingspraxis integrieren?

Die Rolle von Wearables im Volleyballtraining

Volleyball ist eine hochdynamische Sportart, die von Sprungkraft, Explosivität und taktischer Präzision geprägt ist. Moderne Sensoren wie Inertial Measurement Units (IMUs) und tragbare Sprungmesser haben sich als wertvolle Hilfsmittel zur Leistungsüberwachung etabliert. Diese Geräte messen verschiedene Parameter, darunter:

  • Sprunghöhe: Ein zentraler Leistungsindikator im Volleyball, da er die Angriffshöhe und Blockfähigkeiten direkt beeinflusst.
  • Sprungfrequenz und -belastung: Hohe Belastungen können zu Überlastungsverletzungen führen, weshalb eine präzise Überwachung hilft, das Training zu steuern.
  • Bewegungsanalyse: Durch die Kombination verschiedener Sensoren lassen sich Technikausführungen und körperliche Belastungen objektiv auswerten.

Welche Wearables werden genutzt?

Die untersuchte Studie zeigt, dass die meisten aktuellen Forschungsergebnisse auf der Nutzung von triaxialen IMUs basieren, die in verschiedene Geräte integriert sind. Die wichtigsten Wearables für Volleyballer:innen sind:

  1. VERT Wearable Jump Monitor– Misst Sprunghöhe und -frequenz und bietet Echtzeit-Datenanalyse.
  2. Blast Athletic Performance Monitor– Analysiert Sprunghöhe und andere Bewegungsdaten per Video-Tracking.
  3. Wearable Sensing Device (WSD)– Ermöglicht eine differenzierte Leistungsbewertung basierend auf MEMS-Sensoren.
  4. GPSports Wearable System– Kombiniert GPS-Tracking mit Sprunghöhenmessung für eine umfassende Leistungsbewertung.

Was sagen die Studienergebnisse?

Die systematische Analyse von neun wissenschaftlichen Studien ergab, dass die meisten Untersuchungen sich auf die Messung der Sprungleistung konzentrieren. Die Ergebnisse zeigen:

  • Wearables messen Sprunghöhen mit hoher Genauigkeit (r = 0,83–0,99 in Validitätsstudien) und ermöglichen eine präzisere Steuerung der Trainingsbelastung.
  • Die Erfassung von Sprungbelastung hilft, Überlastungen zu vermeiden und Trainingsreize gezielt zu steuern. Skazalski et al. (2018) fanden beispielsweise heraus, dass die Nutzung von VERT eine präzise Messung der Sprungbelastung während des Trainings ermöglicht, was zu einer besseren Anpassung der Belastungssteuerung führen kann.
  • Echtzeit-Feedback verbessert die Trainingseffizienz erheblich, da Spieler:innensofort Anpassungen an ihrer Technik vornehmen können.
  • Ein weiteres zentrales Ergebnis ist, dass Wearables nicht nur quantitative Daten liefern, sondern auch qualitative Erkenntnisse ermöglichen. Haider et al. (2020) nutzten Sensoren zur Analyse der Armbewegungen beim Aufschlag und fanden signifikante Unterschiede zwischen Elite- und Amateurspieler:innen.

Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, dass einige Geräte Sprunghöhen systematisch unterschätzen. Dies zeigt sich beispielsweise bei MacDonald et al. (2018), die eine Unterschätzung der maximalen Sprunghöhe durch das VERT-System um 2,5–4,1 cm feststellten. Eine andere Studie von Montoye und Mitrzyk (2019) zeigt, dass das Blast Athletic Performance Monitor System Sprunghöhen um bis zu 10 % abweichend misst, je nach Messmethode und Position des Sensors.

Zusätzlich wurde in der Analyse von Wang et al. (2018) festgestellt, dass durch den Einsatz von Wearables auch das individuelle Verletzungsrisiko reduziert werden kann. Die kontinuierliche Erfassung der Belastung hilft, mögliche Überlastungssyndrome frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen einzuleiten.

Praktische Anwendung für Volleyballer:innen

Wie können Volleyballer:innen und Trainer:innen die gewonnenen Daten effektiv nutzen? Hier sind einige bewährte Methoden:

  1. Sprunghöhe überwachen & optimieren: Durch regelmäßige Messungen können Fortschritte verfolgt und individuelle Sprungkraftprogramme angepasst werden.
  2. Belastungsmanagement: Sensoren helfen, das Training so zu steuern, dass Überlastungen reduziert und Verletzungen vermieden werden.
  3. Technik-Feintuning: Wearables liefern Daten zur Bewegungsausführung, die Trainer:innenzur Technikverbesserung nutzen können.
  4. Regeneration steuern: Messungen der Sprungfrequenz und -höhe während eines Spiels geben Hinweise auf Ermüdungserscheinungen und notwendige Pausen.

Wearables als Gamechanger für den Volleyballsport Die Integration von Wearables ins Training bringt erhebliche Vorteile, besonders im Hochleistungssport. Doch auch im Amateurbereich kann die Technologie helfen, die eigene Leistung gezielt zu verbessern. Die Zukunft der Leistungsdiagnostik im Volleyball liegt in der intelligenten Nutzung von Sensordaten – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird.

Fazit

Die systematische Analyse zeigt, dass Wearable-Technologien im Volleyballtraining eine große Chance darstellen. Die Möglichkeit, objektive Leistungsdaten zu erfassen und in Echtzeit auszuwerten, eröffnet neue Wege für ein effektiveres, präziseres und sichereres Training. Während einige Geräte noch Optimierungspotenzial haben, steht fest: Smarte Sensoren sind aus dem modernen Volleyballtraining nicht mehr wegzudenken.

Lest hier das Paper im Original

https://www.mdpi.com/2076-3417/13/7/4102