VolleyballFREAK-Redakteur Tobias Goerlich hat für Euch mit der aktuellen deutschen Meisterin im Snow Volleyball über ihre Erfahrungen im Schnee, Entwicklungspotentiale dieser noch jungen Sportart sowie Ziele für den Sommer im Sand gesprochen.

Kurzvita Sarah Overländer

  • Jg. ´96
  • Größe 1,81m
  • Beachvolleyball seit 2012
Sarah Overländer

Erfolge im Snow Volleyball

  • Zusammen mit Zwillingsschwester Lena, Annika Stenchly und Charlotta Werscheck Deutsche Meisterinnen 2019

Erfolge im Beachvolleyball

  • 9. Platz Deutsche Meisterschaften 2018 in Timmendorf
  • Diverse Platzierungen auf der Techniker/ Smart-Tour
  • 3. Platz bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 2017

Erfolge in der Halle

  • Vizemeisterin in der 2. Bundesliga mit den Gladbeck Giants

Mehr Infos über Sarah findet ihr hier.

Schwierige Vorbereitung: In Köln liegt kein Schnee“

Sarah, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Titel im Schnee. Wie habt ihr Euch auf die Deutsche Meisterschaft vorbereitet?

Vielen Dank erstmal. Die Vorbereitung auf ein Turnier im Schnell gestaltet sich schwierig, in Köln liegt halt kein Schnee (lacht). Aber wir wollten uns natürlich trotzdem als Team vorbereiten, da zu Dritt auf dem Feld zu stehen ja für uns alle neu ist. Deshalb waren wir zwei Mal vorher in der Beachhalle und haben geschaut, welche Taktiken sinnvoll sein können, wie wir z.B. in der Abwehr spielen wollen. Besser wäre wohl noch ein Testen auf Rasen gewesen, aber wir haben uns bei dem Wetter nicht raus gewagt. Letztlich ging es für uns darum, zu Dritt Volleyball zu spielen. Nur für ein Training beispielsweise ins Sauerland zu fahren, dafür war uns der Aufwand zu groß.

Die deutschen Snow Volleyball Meisterinnen 2018: Lena und Sarah Overländer, Annika Stenchly und Lilli Werscheck – Foto: Malte Christians

Du hast es gerade gesagt: Ab dieser Saison wird Snow Volleyball im 3 gegen 3 gespielt. Welche Gedanken zu Taktiken und Strategien habt ihr Euch im Vorfeld gemacht?

Es sind ganz verschiedene Spielweisen möglich: Wir haben es klassisch gelöst mit zwei Annahmespielern und einen Spieler als Zuspieler in Netznähe. Bei der Deutschen Meisterschaft haben wir auch andere Lösungen gesehen, z.B: Becker/Schröder und die „Wölfe“ haben es anders gespielt. In der Abwehr haben wir mit zwei Blockspielerinnen gespielt, wobei sich eine davon immer gelöst hat. Es ist interessant zu sehen, dass alle Teams aktuell noch versuchen die richtigen Taktiken zu entwickeln.

Sarah Overländer beim Angriff im Snow Volleyball
Sarah Overländer im Angriff im 3 vs 3 bei den deutschen Snow Volleyball Meisterschaften 2018 – Foto: Malte Christians

Wir wollten es aber bewusst einfach halten um Fehler durch Abstimmungsprobleme zu vermeiden. Generell haben wir versucht, effizient zu spielen und uns nicht gegenseitig umzurennen. Das ist auf Schnee schon schwer genug. Ich denke, wir haben für uns ein gutes System gefunden.

Wie zufrieden warst Du mit der Orga in Willingen?

Die Orga war super. Wir als Spielerinnen haben uns wohl gefühlt. Wir wussten immer, wann wir wo sein müssen. Dass das Wetter nicht so mitgespielt hat, darauf hat der Veranstalter ja keinen Einfluss. Aber die Rahmenbedingungen waren wirklich gut.

Die Sonnenbrille war überflüssig“

Ist Dir etwas Kurioses in Willingen im Gedächtnis geblieben?

Es gab eine besondere Spielsituation: Das Spiel hat bei Sonnenschein angefangen, auf einmal ist richtig starker Wind aufgekommen und ein paar Punkte später gab es Schneeregen so dass wir fast nichts mehr gesehen haben. Da war die Sonnenbrille dann überflüssig. Wir hatten also innerhalb weniger Punkte alle Wetterbedingungen.

Foto: Malte Christians

Wie stehst Du dem Wechsel von 2 gegen 2 auf 3 gegen 3 im Snow Volleyball gegenüber: Sinnvoll oder falsch?

Ich würde sagen, dass es auf jeden Fall sinnvoll ist, da auch international 3 gegen 3 gespielt wird. Im Hinblick darauf dass Snow Volleyball hoffentlich irgendwann mal olympisch wird, ist eine Vereinheitlichung wichtig. Letztes Jahr hatten eingespielte Beachteams sicher einen Vorteil, weil sie das 2 gegen 2 schon kannten. Dieses Jahr war es für alle Teams neu, egal ob Beacher oder Hallenspieler. Es kann also sicher interessant für Teams werden, die ihren Fokus auf Snow Volleyball legen, auch wenn die Teilnehmerzahl dieses Jahr noch Luft nach oben hatte. Wahrscheinlich ist die unklare Zukunft von Snow Volleyball Schuld daran, weil noch keiner weiß ob sich ein Engagement in Snow Volleyball lohnt.

„Ohne Schnee kein Spiel“

Wie schätzt Du die Chancen ein, dass Snow Volleyball mittelfristig olympisch wird?

Ich hoffe das einfach mal. Ich denke, wir müssen da in kleinen Schritten vorgehen, zunächst mal eine richtige Tour aufbauen. Ich glaube, dass hier momentan finanzielle Probleme eine Rolle spielen. Sponsorensuche ist immer schwierig, für eine neue Sportart umso mehr. Und, wie in Willingen klar zu sehen war, steht und fällt so ein Event noch mehr mit dem Wetter als Beachvolleyball: Ohne Schnee kann halt nicht gespielt werden, und in Willingen lag gar kein Schnee. Und Schnee dann aus Skihallen anzukarren ist einfach ein unkalkulierbarer, krasser Kostenfaktor. Ich würde mich aber freuen.

Denkst Du, dass ab jetzt mehr Teams auf die Karte Snow Volleyball setzen?

Schwierig zu sagen. Im 2 gegen 2 konnten Beachteams das noch irgendwie als Vorbereitung für den Sommer sehen. Wir hätten zum Beispiel noch zwei, drei internationale Turniere gespielt. Aber wofür? Nur für die Punkte lohnt das einfach nicht. Ich hoffe aber, dass eine Serie an den Start geht und dann einige Teams Snow Volleyball professioneller angehen werden. Ich bin gespannt, was in der nächsten Zeit passiert.

Krasse Bälle aus der Ecke kratzen“

Was würdest Du davon halten wenn auch Beachvolleyball auf 3 gegen 3 geändert würde? Gründe dafür könnten ja z.B. eine Steigerung der Attraktivität durch längere Ballwechsel, variableres Spiel oder auch ganz unterschiedliche Teamzusammensetzungen sein.

Puuh, schwierige Frage. Ich glaube, momentan würde ich es besser finden, wenn alles so bliebe. Für bestehende Teams kann es auch schwierig sein eine dritte Person zu finden, die ins Team passt und auf dem jeweiligen Level spielen kann. Ich kann mir vorstellen, dass die Ballwechsel verlängert werden, das hat man im Schnee in Willingen klar gesehen. Aber auch zu zweit kann man bei entsprechender Athletik auch noch krasse Bälle aus der Ecke kratzen. Das kann ja auch den Reiz ausmachen.

Lena und Sarah Overländer bei ihrer Premiere in Timmendorf 2018
Lena und Sarah Overländer bei ihrer Premiere in Timmendorf 2018 – Foto Ursula Overländer

Stichwort Beachvolleyball: Wie sieht es aktuell bei Euch aus? Was sind die Ziele für 2019?

Unser Ziel dieses Jahr ist in die deutsche Top-10 zu kommen. Letztes Jahr in Timmendorf bei den Deutschen Meisterschaften ist uns das schon gelungen, wir sind mit einem 9. Platz abgereist. Aktuell sind wir zwölfte in der Rangliste. Wir wollen uns oben etablieren und eine Medaille bei einem Tour-Stop holen. Das wäre super. In Düsseldorf sind wir letztes Jahr 4. geworden, da geht noch mehr.

Sarah mit ihrer Zwillingsschwester Lena auf der deutschen Techniker Tour – Foto: Steve Landsiedel

Wie läuft Eure Vorbereitung auf die Beachsaison?

Lena und ich spielen beide noch in der Halle, beide in der 2. Bundesliga. Nach dem letzten Spieltag geht es dann aber los, wir fliegen in ein Trainingslager um uns intensiv vorzubereiten. Wir arbeiten auch diese Saison mit unserem Trainer Bernd Werscheck zusammen.

Wir wollen alles besser machen“

Welches ist Eure größte Baustelle in der Vorbereitung? Arbeitet ihr an einem Schwerpunkt oder speziellen Element um dort besser zu werden?

Ein konkretes Element eher nicht. Ich denke der Wechsel von Halle zu Beach ist erstmal wichtig. Wir trainieren zwar im Winter zwei Mal in der Woche zusammen, mit meinem Hallenteam spiele ich aber drei Mal in der Woche plus Spiel am Wochenende. So ist man mehr im Hallen- als im Beachmodus. Also, das Spiel zu zweit, das Element Sand, Absprachen treffen und auch das Spielen draußen mit Wind und Wetter sind die größten Faktoren. Ein besonderes Element haben wir uns nicht vorgenommen konkret verbessern zu müssen: Eher alles, eigentlich (lacht).

Sarah bei der Vorbereitung 2017.

Habt ihr mal überlegt, alles auf die Karte Beachvolleyball zu setzen und Halle wegzulassen. Wäre das eine Option für Euch?

Das könnte eine Option werden, aktuell aber noch nicht. Wir warten mal die Saison ab wie es läuft und schauen dann weiter. Schaffen wir es, eine Schippe drauf zu legen und uns einige Plätze nach vorne zu arbeiten, wäre das aber eine Überlegung wert. Auch wenn das im Winter hieße, sich gute Trainingsstrukturen und Bedingungen schaffen zu müssen. Dass wir das aber in einem oder zwei Jahren probieren, möchte ich nicht ausschließen. Es hängt alles an unserer Entwicklung…

Sarah, vielen Dank für das Interview. VolleyballFREAK wünscht Deinen Teams und Dir für Halle, Sand und Schnee viel Spaß und Erfolg bei Deinen nächsten Turnieren.

Das Interview führte VolleyballFREAK Redakteur Tobias Goerlich. Bereits kurze Zeit nach dem Start des Blogs in 2014 schreibt Tobias regelmäßig für den VolleyballFREAK. Mehr zu Tobias hier