Anlass dieses Blogposts ist der „Hilferuf“ eines anonymen Gruppenmitglieds in der Volleyballfreaks unter sich-Facebookgruppe

„Wie würdet ihr damit umgehen.
Ich bin Volleyballtrainer bei einer Mannschaft im Alter von 17 bis 45 Jahre.
Das Hauptproblem ist der Einsatz und die Motivation der 17 bis 22 Jährigen.
Unzuverlässigkeit: Komme nur wenn ich gefahren und abgeholt werde.( Laufe keine 3 km zum Training). Sie möchten wie die Bundesligaherren behandelt werden, aber möglichst wenig Einsatz zeigen. Bei Besprechungen und Ansagen wird ständig diskutiert. In Spielen werden oft Anweisungen ignoriert. 
Man kommt zu spät oder meldet sich nicht ab.
Keiner will den Schirischein machen…( Nach meinem Ausraster machen alle diesen)
Wie würdet ihr das mit den Jungen Wilden regeln ?

Diverse Freaks haben kommentiert. Wir versuchen das Ganze noch einmal strukturiert aufzuarbeiten. Der/ die Schreiber:in skizziert vier sich teils überschneidende Problemfelder, die vielleicht auch noch bei anderen Teams auftreten.

Problem1: Mangelnder Einsatz, Motivation & Zuverlässigkeit

Die Trainingsbeteiligung ist mies: Dauerhaft finden die Trainings mit wenigen und/ oder unmotivierten Leuten statt, obwohl der Kader eigentlich groß genug ist.

VolleyballFREAK-Lösungsansätze

Folgende Fragen können helfen, die Hintergründe ausfindig zu machen:

  • Was sind die Gründe für die schlechte Trainingsbeteiligung und Einstellung?
    • Mangelnde Motivation
      • Ausgelöst wodurch? Sucht das direkte Gespräch
      • Können Trainingsinhalte angepasst/ verbessert werden?
    • Belastungen durch Schule/ Beruf/ Familie
      • Gibt es Lösungsmöglichkeiten/ Kompromisse, die beide Seiten eingehen können?
    • Stress innerhalb des Teams
      • Gibt es Spannungen im Team oder zwischen einzelnen Spieler:innen/ Teilen des Teams? Sprecht darüber!
    • Lange/ Komplizierte Wege zum Trainingsort
      • Tatsächlich, oder eher ein vorgeschobener Grund?
      • Wie lässt sich das Problem lösen: Fahrgemeinschaften, Training bei früheren/ späteren Gruppen?
    • Steigerung der Motivation durch extrinsische „Hilfen“: Können Sanktionen helfen, die Trainingsbeteiligung zu steigern?
      • In einigen Fällen/ bei einigen Spieler:innen kann das hilfreich sein. Vorgeschobene Gründe können so auf jeden Fall reduziert werden, „echte Gründe“ wie Probleme in Schule oder Job aber nicht. Das kann das Stresslevel des/ der Einzelnen eher noch erhöhen.

Was sind die Gründe für die Unzuverlässigkeit?

  • Klassische „Verpeiltheit“ & Unreflektierte Gedankenlosigkeit
    • Sprecht das Thema an, erklärt erneut die Problematik für Trainer:innen und das gesamte Team

Sind alle Optionen für eine Lösung gezogen worden, es bleibt aber bei einer unbefriedigenden Situation?

  • Sucht vereinsintern/ extern neue Spieler:innen, die besser ins Gefüge passen
  • trennt euch von Spieler:innen, die nicht ins Team passen

Sanktionen?!

In oben genannten Fällen gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten für Sanktionen. Nicht jedes Mittel eignet sich für jedes Team oder jede Spieler:in – geht also mit Bedacht vor.

Wichtig: Kündigt ihr Sanktionen an, müssen diese auch konsequent durchgezogen werden. Andernfalls werden sich die Probleme nur weiter vergrößern.

  • Bezieht die Spieler:innen beim Festlegen der Sanktionen mit ein. Das vergrößert die Akzeptanz.
    • Definiert allerdings auch No-gos über die nicht verhandelt werden kann
  • Spieleinsätze abhängig von der Trainingsbeteiligung
  • Übernahme unbeliebter Dienste wie Getränke, Trikots waschen…
  • „Mach den Magath:“ Laufen oder Kraftübungen bei zu spät kommen oder im nächsten Training bei unentschuldigtem Fehlen
  • herabstufen in ein unteres Team – falls möglich
  • Ausladen bei späteren Trainingseinheiten oder besonderen Aktionen um dann nur mit einer kleinen, aber motivierten Gruppe zu arbeiten

VolleyballFREAK-TIPP: Installiert eine/n Kapitän:in zu dem/ der ihr großes Vertrauen habt und welche/r beim Team anerkannt ist und als Bindeglied fungiert.

Problem2: Zu hohe Erwartungen

Spieler:innen stellen zu hohe Erwartungen an den Verein, das Training und das gesamte Umfeld, ohne zunächst die „eigenen Hausaufgaben“ zu machen.

Auch eine sehr klassische, bekannte Situation im Amateur-Vereinsleben. Gewünscht werden ein Training mit Co-Trainer, Physiotherapeut, Ballmaschine und gratis Getränken und Trainingsklamotten, aber der/ die Spieler:in schafft es selbst am vielzitierten Hamstergeburtstag nicht ins Training oder hilft dann nicht mit, das Netz aufzubauen.

VolleyballFREAK-Lösungsansätze

Auch hier helfen wie immer nur das klare Ansprechen und Benennen der Probleme.

  • Die meisten Breitensportvereine oder Abteilungen haben schlicht kein Budget für weiteres Personal oder besonderes Trainings-Equipment. Rechnet den Spieler:innen transparent vor, wie hoch der Mitgliedsbeitrag ist, wie viele Mitglieder es gibt und welche Ausgaben dagegen stehen.
  • Fordert zur Mithilfe auf. Monetäre Probleme können in Teilen beispielsweise über Sponsorensuche oder Crowdfunding gelöst werden. Integriert die Spieler:innen in die Akquise und Durchführung der Maßnahmen.
  • Hier sollte sich jede/r Spieler:in gemäß seiner/ ihrer Stärken einbringen.
  • Gibt es (berechtigte) Kritik an der Qualität des Trainings:
    • sprecht Trainer:innen an, fragt ob Hilfestellungen gewünscht sind
    • motiviert zu Fortbildungen/ Hospitieren bei erfahren Kolleg:innen
    • stellt sich die Kritik als überzogen oder ungerechtfertigt heraus: erklärt noch einmal Übugnen oder Hintergründe

Problem3: Mangelnde Disziplin

Spieler:innen nehmen den/ die Übungsleiter:in nicht ernst und hinterfragen, diskutieren oder ignorieren Entscheidungen und Vorgaben.

VolleyballFREAK-Lösungsansätze

Ein Team braucht Führung!

Egal auf welchem Niveau ihr spielt, jeder hat wahrscheinlich schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, wenn nur einer im Training sagt, was gemacht wird, denn:

Zu viele Köche verderben den Brei!

In aller Regel ist diese Person der/die Trainer:in. Um effektiv zu führen, bedarf es allerdings auch einiger Grundsätze – diese helfen im Vorfeld Unruhe und Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen!

  • Was ist das Ziel von Trainer:innen und Team? Warum trifft sich das Team zum Training? Was soll am Ende rauskommen? Wofür reiße ich mir den Axxxx auf?
  • Wie sollen diese Ziele erreicht werden? Pläne geben Struktur. Im modernen Trainingswesen haben Spieler durchaus Mitspracherecht. Eigene Ideen können mit mehr Energie und Bestimmtheit umgesetzt werden als von außen übergestülpt. Ideal ist, wenn die Ideen und Ziele von Team und Trainer möglichst deckungsgleich sind.
  • Führt als Trainer mit Gefühl: Nicht jede/r Spieler:in ist gleich. Da bedarf es eines großen Gespürs und Feingefühls. SOZIALE FÄHIGKEITEN werden als Trainer groß geschrieben.
  • Das Zauberwort heißt Konsequenz! In Teams sollte es klare Regeln und Grenzen geben, an die sich alle halten. Formuliert Erwartungen und Regeln bei Verstößen. Das kann zu Beginn anstrengend sein, wird sich aber auf Dauer bezahlt machen. Haltet durch!
  • Bleibt Eurer Linie treu. Auch und gerade in schweren Zeiten gilt dies um so mehr. Bleibt bei allen Entscheidungen ihr selbst. Reflektieren des eigenen Ichs gehört dennoch dazu.

VolleyballFREAK-Zusammenfassung: Seid als Trainer Vorbild für das Team und lebt vor, was ihr selbst verlangt und erwartet.

Weichen die Ziele – oder der Weg, die Ziele zu erreichen – zwischen Trainer:innen und Team gravierend voneinander ab, sollte die Zusammenarbeit beendet werden.

VolleyballFREAK-TIPP: Installiert eine/n Kapitän:in zu dem ihr großes Vertrauen habt und der beim Team anerkannt ist und als Bindeglied fungiert.

Problem4: Dauerthema Mangelnde Ausbildungsbereitschaft zu Schiedsrichter:innenscheinen

Der VolleyballFREAK als 1. Schiedsrichter beim Pfiff zum Aufschlag.

Mehr Schiedsrichter braucht das Land!

Spieler:innen weigern sich, die für den strukturierten Spielbetrieb nötige Schiedsrichterlizenzen zu erwerben.

Kein Thema nervt bei Mannschaftssitzungen alle Beteiligten wohl so sehr wie mangelnde Bereitschaft zur nötigen Schiedsricher:innenausbildung. Hintergrund: Auf unterem Niveau werden die Spiele in einer Staffel wechselseitig gepfiffen, in den oberen Ligen müssen Schiedsrichter:innen von den Vereinen in einem zentralen Pool zur Durchführung des Spielbetriebs gemeldet werden.

VolleyballFREAK-Lösungsansätze

Häufig hilft nur ein großes Maß an Klarheit und Verbindlichkeit zwischen allen Beteiligten im Team, dieses Thema dauerhaft zu lösen.

Hier denkbare Szenarien:

  • Alle Spieler:innen (des Teams oder sogar Vereins) verpflichten sich, die jeweilige Ausbildung soweit voranzutreiben, wie es für die aktuelle (oder angepeilte) Liga nötig ist.
    • Das ist sehr, sehr selten, aber natürlich der optimale Fall
  • Ein Teil der Spieler:innen qualifiziert sich und wird dafür beispielsweise von verschiedenen anderen Aufgaben oder Zahlungen befreit
    • Finden sich zumindest einige Spielerinnen, die sich verpflichten, bei den eigenen Spieltagen zu pfeifen, oder im zentralen Einsatz zur Verfügung stehen, könne diese nach Absprache von anderen anfallenden Aufgaben ganz oder teilweise entbunden werden, wie z.B.
      • Netzaufbau
      • Getränkedienste
      • Trikots waschen
      • Social media/ Artikel schreiben
    • ACHTUNG: Verlassen genau diese Spieler:innen aus welchen Gründen auch immer das Team oder den Verein, gehen know-how und die Lizenzen verloren.
  • Niemand qualifiziert sich, Schiedsrichter:innen werden extern „eingekauft“.
    • Dies ist kein sinnvoller Ansatz, da der Verein/ das Team sich in Abhängigkeit begibt, neben der Tatsache, dass sich das Ganze nicht richtig anfühlt. Zudem löst das nicht das Problem, dass generell Schiedsrichter:innnen im Spielbetrieb fehlen.
  • Niemand qualifiziert sich
    • Es erfolgen Strafzahlungen oder auch der Entzug der Spielklasse

Doch wie lässt sich die Bereitschaft/ Motivation der zumeist „breiten Masse“ hin zu Schiedsrichterscheinen steigern?

  • Boni für Schiedsrichter:innen (wie oben angesprochen)
  • Sanktionen für Nicht-Schiedsrichter:innen
    • Erprobter Fall: Es zahlen Spieler:innen ohne gültigen Schiedsrichterschein pro Saison 50€ um die Kosten der Ausbildung/ Weiterbildung der Anderen zu übernehmen und „Buße“ zu leisten für die Zeit, die die engagierten Schiris in der Saison auf dem Kasten stehen dürfen.

Best-case Szenario bei der Schiedsrichter:innen-Ausbildung

Fangt in Euren Vereinen schon in der Jugend mit der Qualifizierung an. So verstehen die jungen Spieler das Spiel besser, werden noch mehr an den Sport gebunden und verlieren vor allem die Angst „auf dem Bock“ zu stehen. Vermittelt Freude an der Tätigkeit, baut das gegenseitige Schiedsen schon im Training ein. Der Erfahrung nach hilft das sehr, zumal einige Spieler:innen viellieicht sogar ein „Talent“ hierfür entdecken.

Volleyball-FREAK-Tipp: In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, einen Schiedsrichterlehrgang in eigener Halle durchzuführen. So können eine gesamte Jugend/ verschiedene Spieler aller Teams bequem und mit viel Spaß ihre Lizenzen machen. Hierfür ist zumeist nicht viel nötig – erfragt die Bestimmungen bei Euren Schiedsrichterwart:innen.

Trouble-Shooting: Konflikte lösen!

Kommunikation als Allheilmittel?! Hauptsache offen und transparent

Trainer:innen, Spieler:innen und auch alle weiteren Team-Mitglieder sollen immer offen ausdrücken können, was ihnen wichtig ist. Werden Ziele, Wünsche und gegenseitige Erwartungen frühzeitig aus- und angesprochen, kann dies vermeiden, dass große Konflikte überhaupt erst entstehen.

Bei Fragen oder Problemen sollte klar sein, dass Spieler:innen und Trainer:innen sich immer in Gesprächen unter vier Augen offen austauschen können, und sagen, was gesagt werden muss. Hierbei gelten für beide Seiten natürlich: In Ruhe aussprechen lassen und auf das Gegenüber eingehen.

Erkennen Trainer:innen Konflikte, ist es ihre Aufgabe (wie auch bei Führungskräften im Beruf), Konflikte zeitnah lösen zu versuchen. 

Nur in einem Team mit gesunder Struktur können Spieler:innen auch an ihre Grenzen gehen. Das bedeutet nicht, dass immerzu Harmonie herrschen muss. Häufig kann ein Gewitter auch zur Klärung beitragen. Dass ein/e Trainer:in seine Spieler:innen kennt und weiß, wie diese „ticken“, ist hierfür Voraussetzung.

VolleyballFREAK-TIPP: Spieler:innen und Trainer:innen sollten nicht unmittelbar nach Konflikten und noch emotional-aufgeladen in wichtige Gespräche gehen. Am besten das Gespräch ankündigen und dem Gegenüber im Vorfeld Zeit geben, sich auf das Gesprächsthema einzustellen.

VolleyballFREAK-TIPP: Vermeidet Eskalationen, sprecht lieber einmal zu viel als zu wenig. Sprecht Probleme frühzeitig an. Manchmal scheut man sich davor, wegen einer vermeintlichen Nichtigkeit „ein Fass aufzumachen“. Tauscht Euch gerne, bevor ihr das große Gespräch sucht, mit Teamkameraden, Außenstehenden (Freund:innen, Co-Trainer:innen, Abteilungsleiter:innen) oder auch dem/ der Kapitän:in/ Mannschaftsrat aus. Dies gilt sowohl für Spieler:innen als auch natürlich die Trainer:innen.

FAZIT

Auch schwierige Situationen können gelöst werden, wie oben beschrieben gibt es hierfür viele „Werkzeuge“. Und wenn mal doch wirklich gar nichts mehr gehen sollte…

Die Situation ist eskaliert. Wie holt man die Kuh vom Eis?

  • führt eine Mannschaftssitzung (mit oder ohne Trainer:in) durch um Euch auszutauschen. Macht euch am besten im Vorfeld Gedanken zur Struktur eures „Krisengesprächs“, gebt Euch eine Agenda, damit ihr eine Gesprächsstruktur habt an der ihr euch entlanghangelt – sonst dreht man sich schnell im Kreis. Räumt jedem/r Spieler:in/ Trainer:in Gesprächszeit ein. Holt Euch bei erwartet-schweren Gesprächen eine unabhängige Person von außen dazu
  • führt Einzel- oder auch 6-Augen-Gespräche zur Klärung von individuellen Problemen
  • wollt ihr als Team weiter Zusammenwachsen, helfen bestens Team-building-Maßnahmen
  • Mental Coaching: Bei hartnäckigen Problemen innerhalb des Teams holt Euch Hilfe von (externen) Profis