Es gibt in Deutschland natürlich nicht nur mich als einzigen verrückten Volleyballer. Nahezu in der ganzen Republik trifft man Menschen, die genauso ticken wie ich. In meiner neuen Artikelserie „Der VolleyballFREAK interviewt!“ werde ich für euch regelmäßig andere VolleyballFREAKs interviewen und euch zeigen wie Sie Ihre Volleyball-Leidenschaft ausleben. Den Anfang macht Konstantin Wechsler. Er ist ein guter Bekannter aus meinem aktuellen Verein, dem TVA Fischenich. Er ist Regionalligaspieler in unserer 1. Herren, Trainer der weiblichen Jugendmannschaft und WVV-Mitarbeiter für Nachwuchsgewinnung. Dann fange ich mal an:

Das Bild zeigt Konstantin Wechsler. Er ist Regionalligaspieler, Jugendtrainer und Jugenbeauftragter des WVV für den Bezirks Rheinland

Im Interview: Konstantin Wechsler

1. Hallo Konstantin, schön dass du dich für ein Interview hier auf www.volleyballfreak.de zur Verfügung gestellt hast. Stell dich am besten einmal kurz vor. Seit wann spielst du Volleyball? Wo hast du angefangen und welche Stationen hast du bisher hinter dir gelassen?

Hey Steffen, ich freue mich sehr über dein Interesse! Ich bin 26 Jahre alt und komme ursprünglich aus der Stadt Stein, einem Vorort von Nürnberg. Im Rahmen des Sport-Leistungskurses kam ich in Kontakt mit Volleyball, und gleichzeitig zu meinem ersten Verein dem TSV Stein (Bezirksklasse). Als ich nach dem Abitur nach Köln gezogen bin, habe ich eine Saison beim TV Weiden in einer Mixed-Truppe gespielt, zum einen aus Zeit- aber vor allem aus Spaßgründen. Nachdem ich Fuß in der Kölner Volleyballumgebung gefasst hatte, wollte ich wieder ambitionierter einsteigen und entschied mich für den Deutzer TV, damals in der Landesliga. Doch auch dort hielt es mich nicht lange, und schließlich kam ich zu meinem Probetraining zum TVA, woraufhin dann die erste Saison Oberliga anstand. Nach dem Auf- Ab- und Wiederaufstieg stehen wir jetzt wieder in der Regionalliga und haben als Saisonziel den Aufstieg ausgerufen.

2. Wie bereits oben erwähnt, kommst du in 3 Bereichen mit Volleyball in Berührung. Wie sieht eine typische Volleyball-Woche bei dir aus?

Eine typische Volleyballwoche sieht für mich inzwischen relativ human aus, zumindest was die Trainingsbelastung angeht (als Student hatte ich auch an der Hochschule Volleyballkurse, da kam ich dann auf 4-5 Einheiten die Woche). Zweimal Training mit der Mannschaft, manchmal noch einmal im Unisport. Günstigerweise kann ich meine weibliche Jugend direkt vor dem eigenen Training betreuen, so dass ich nicht noch mehr Abende in der Halle bin. Am Wochenende spielen wir meistens Samstagabend, Sonntag stehen meist am für uns spielfreien Wochenende Jugendspiele an. Im Rahmen meiner Arbeit beim WVV arbeite ich viel von zu Hause aus oder direkt vor Ort bei Vereinen oder Schulen. Zumindest ein, zweimal die Woche bin ich also noch mit einer Schulklasse, einer Nachwuchsmannschaft oder auch mal einer Lehrerfortbildung beschäftigt. Persönlich finde ich es sehr angenehm, auf beiden Seiten zu stehen: Als Trainer oder WVV-Mitarbeiter in anleitender Funktion, aber auch als Spieler wenn ich einfach den Kopf ausschalten und selbst spielen kann!

3. Als Regionalligaspieler hast du es im deutschen Volleyball ja schon sehr weit nach oben geschafft. Wo liegen als Spieler deine Ziele?

Wie schon erwähnt ist die volleyballintensivste Zeit damals im Studium vorbei, als ich tatsächlich auf bis zu 5 Volleyballeinheiten in der Woche gekommen bin. Das ist sowohl zeitlich als auch körperlich nicht mehr drin, weswegen ich auch leistungsmäßig nicht mehr auf das damalige Niveau komme. Im Moment bin ich froh, in der Regionalliga dabei sein zu können, und versuche trotz den „nur“ zwei Einheiten in der Woche meinen Beitrag zum Saisonziel Aufstieg zu leisten. Für die Zukunft erhoffe ich mir noch viele verletzungsfreie Saisons und spaßige Beachturniere. Wenn die Knochen dann irgendwann gar nicht mehr wollen, gründe ich mit ein paar Freunden eine Mixed-Truppe! ; )

4. Was kannst du Jugendspielern mit auf dem Weg geben, die auch gerne mal auf diesem Niveau oder sogar höher spielen möchten?

Im Mittelpunkt sollte immer der Spaß stehen. Wenn man sich als Jugendspieler zum Training quälen muss, oder trotz einer Verletzung weitermacht kann das unschöne Folgen haben. Hier sind natürlich auch die Trainer und Eltern gefragt, schließlich kennt jeder von uns das Problem des jugendlichen Übereifers.

Als konkreten Ratschlag an alle ambitionierten Jugendlichen kann ich nur sagen: Spielt so viel wie möglich Volleyball, solange ihr weiter Spaß daran habt! Probiert euch auf allen Positionen aus, geht im Sommer viel in den Sand, hier lernt ihr ebenfalls wichtige Grundlagen für die Halle. Auch Stabilisation und moderates Krafttraining sind bei Jugendlichen extrem wichtig, um einseitige Belastung vor allem während des Wachstums auszugleichen. Versucht bei höherklassigen Mannschaften (am besten natürlich in eurem Verein) als Trainingsgast unterzukommen, ihr lernt sehr viel durch höhere Trainingsqualität und von der Erfahrung anderer, auch wenn ihr am Anfang vielleicht das Gefühl habt noch nicht mithalten zu können. Nehmt an der Kreisauswahl teil, oder fragt direkt beim Verband nach, was für Möglichkeiten der Förderung es für euch gibt. Vor allem im Jugendalter schafft ihr leistungsmäßig die größten Sprünge, also gebt Vollgas.

5. Als Jugendtrainer kennst du auch die andere Seite des Volleyballtrainings und -spiels. Hilft dir dies auch als Spieler weiter?

Ich habe meine Trainerausbildung im Rahmen des Studiums an der DSHS Köln absolviert. Darin inbegriffen waren natürlich auch viele spieltheoretische Inhalte, Konzepte und Möglichkeiten wie man ein Spiel analysiert bzw. gestalten kann. Diese Inhalte können einem als Spieler weiterhelfen, insbesondere was Taktik oder Psychologie angeht, ich denke aber nicht dass eine Trainierausbildung für das Verständnis dieser Dinge essentiell ist.

6. Welche Herausforderungen gibt es als Jugendtrainer für dich im Volleyballalltag und wie gehst du damit um?

Eine Jugendmannschaft zu betreuen stellt andere Anforderungen an den Trainer als eine Erwachsenentruppe auf höherem Niveau. In meinen Einheiten muss ich oftmals die große Kluft bezüglich des Leistungsstandes von Anfängern und Jugendlichen die schon seit Jahren Volleyball spielen beachten. Das macht die Trainingsplanung und vor allem Spieltagsvorbereitung ziemlich schwierig. Zum einen möchte man den Anfängern eine Chance auf Weiterentwicklung geben, zum anderen den Ligaspielern eine passende Vorbereitung liefern. Diesen Spagat zu schaffen ist denke ich die größte Herausforderung. Dazu kommen natürlich noch die typischen Probleme die das Training von Teenagern so mit sich bringt. ; )

7. Kannst du Inhalte aus deinem Sportstudium für dich als Spieler und Trainer wieder aufgreifen? Wenn ja welche sind und wie muss man sich dies vorstellen?

Puh, über diese Frage könnte ich wohl ein Buch schreiben. ; )

Prinzipiell ja, natürlich. Wenn man sich über Jahre mit den verschiedensten Aspekten von Sport beschäftigt, dann sammelt man Erfahrungen und lernt Methoden, die man auch als Spieler oder im Trainingsalltag anwenden kann. Weniger vielleicht die wissenschaftlichen Aspekte, sondern vielmehr die anwendungsbezogenen Dinge. Seminare und Übungen in Dingen wie Psychologie, Pädagogik, Trainingswissenschaft oder Biomechanik helfen dabei, andere Blickwinkel zu entdecken.

Zwei Beispiele: In einer Übung im Masterstudium sollten wir einen von uns ausgewählten Sportler psychologisch betreuen. Ich habe einen Freund ausgesucht der auch Volleyball spielt. Zusammen setzten wir uns Ziele, wie wir durch gezielte Intervention in Sitzungen, aber auch während dem Spiel und Training seinen Ärger über sich selbst nach begangenen Fehlern zügeln können. Natürlich war dies keine hochprofessionelle psychologische Betreuung, aber die Herangehensweise und die Methoden kann ich auch als Spieler selbst, oder im Bedarfsfall als Trainer weiterverwenden.

Das andere Beispiel kommt aus der Biomechanik. Auch hier sollten wir ein Projekt auf die Beine stellen, diesmal um eine von uns ausgewählte Bewegung kinematisch zu untersuchen. Ich hatte es geschafft meine Gruppe für den Volleyballstemmschritt zu begeistern und daraufhin bekam ich die Chance, diese Bewegung mittels 3-D Videoanalyse auszuwerten. Wir haben unsere Teilnehmer ein sehr anstrengendes Training für die Oberschenkelmuskulatur durchführen lassen, direkt im Anschluss mussten sie Stemmschritte machen. Die Erkenntnisse davon kann man auch als Trainer anwenden, wenn man z.B. sieht wie die Koordination oder im schlimmsten Fall Verletzungsanfälligkeit sich verändert, wenn man mit sehr stark ermüdeten Beinen springen muss. Natürlich wird im Trainingsalltag niemand vom Bein-Trainingsgerät direkt aufs Feld laufen und angreifen wollen, aber das Prinzip wird hoffentlich klar.

8. Seit 2014 bist du auch noch Mitarbeiter beim Westdeutschen Volleyball-Verband und dort Zuständig für die Nachwuchsgewinnung im Bezirk Rheinland. Welche Aufgaben beinhaltet diese Stelle?

Meine Aufgaben beim WVV sind sehr vielseitig. Generelles Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen zu fördern, sowie Volleyball im Schulsport voran zu bringen. Um das zu erreichen halte ich Infoveranstaltungen, Unterrichtsreihen und Lehrerfortbildungen ab, aber auch z.B. Schnuppertraining oder Workshops in Vereinen. Dies sind die Arbeitsbereiche ich denen ich mit einer großen Zahl an Volleyballbegeisterten auf einmal in Berührung komme.

Zum anderen kümmere ich mich ganz individuell um Vereine oder Schulen, die auf mich zukommen, oder auf die ich aufmerksam werde. Dann besprechen wir konkret was an dieser Schule oder in diesem Verein sinnvoll sein kann, das läuft dann oftmals nur über ein oder zwei Kontaktpersonen.

Außer der Arbeit hier im Rheinland selbst bin ich noch öfters in Dortmund in der Geschäftsstelle, z.B. zu Mitarbeiterbesprechungen oder Treffen des Schulsportausschusses.

9. Hast du noch ein paar heiße Tipps für die Trainer und Verantwortlichen in den Vereinen um ihre Jugendarbeit zu verbessern und auszubauen?

Das A und O ist mit Sicherheit das Engagement Einzelner. Das beste Konzept wirkt nicht, wenn nicht mindestens eine, besser noch mehrere Personen dahinterstehen und sich kümmern. Generell ist es ein guter Rat für jeden Verein, der seine Jugendarbeit ausbauen will, sich mit einer oder mehreren Schulen in der Umgebung zusammen zu tun. Man kann eine AG in der Schule oder regelmäßige Schnuppertrainings im Verein einführen. Auch das

feste Etablieren von Volleyballreihen im Unterrichtsjahr hilft sehr, das Interesse für unseren Sport schon bei den Kleinen zu fördern, je früher desto besser. Oftmals besteht eine falsche Auffassung wie Volleyball bei Grundschulkindern oder Jugendlichen aussehen soll, an manchen Schulen quälen sich Kinder und Lehrer immer noch mit dem Ziel 6 gegen 6 in einer Mittelstufe oder gar noch früher spielen zu wollen.

Ich will nicht den Rahmen sprengen, deswegen ganz kurz:

Spielt in kleinen Gruppen, spielt mit leichteren Bällen, spielt gegeneinander und miteinander, aber spielt so viel es geht.

Kein Kind findet Spaß daran, eine halbe Stunde gegen die Wand zu baggern, oder immer wieder in eine Richtung zu pritschen. Und darum geht es bei der Nachwuchsgewinnung vorrangig: Den Kindern Spaß am Volley-Spielen zu vermitteln. Denn nur wenn sie sich früh dafür begeistern können bleiben sie dabei. Zeit für das Perfektionieren einzelner Techniken, für Spezialisierung der Spieler oder Verfeinerung des Systems ist im fortgeschrittenen Alter noch genug.

Wenn jemand aus dem Rheinland Kontakt mit mir aufnehmen will, sei es als Lehrer, Trainer oder auch Vereinsvertreter ich bin unter meiner Arbeitsmail kwechsler@wvv-volleyball.de zu erreichen!

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast und so ausführlich auf die Fragen eingegangen bist. Ich wünsche dir noch viel Erfolg und vor allem Spaß an allen Volleyballfronten!

VolleyballFREAK Steffen