Zum Auftakt der Interview Serie hat VolleyballFREAK mit Dr. Jimmy Czimek gesprochen. Wer Jimmy ist, was er mit Volleyball zu tun hat und was er zu seinem aktuellen Bestseller, der Trainerausbildung von morgen und Volleyball in den Medien denkt, könnt ihr hier lesen. Viel Spaß…

Zur Person: Das ist Jimmy Czimek

Das Foto zeigt Volleyballtrainer Dr. Jimmy Czimek vor einem Volleyballnetz mit einem blau-gelben Mikasa Volleyball in der Hand.

Interviewgast Dr. Jimmy Czimek. (Foto: Martin Miseré)

Dr. Jimmy Czimek ist Diplom-Sportlehrer, Diplom-Trainer, OStR i. H. als Volleyball-/ Beach-Volleyball-Dozent an der DSHS Köln, Leiter und Hauptausbilder Volleyball der A-Trainer-Ausbildung Volleyball des DVV, Volleyballkoordinator und Hauptausbilder Volleyball an der Trainerakademie Köln für den DVV, langjähriger Trainer des Ausbildungsteams DSHS SnowTrex Köln in der 2. Bundesliga, ehemals Co-Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, ehemals Cheftrainer in der 1. Bundesliga Frauen, ehemals Lehrer an Gymnasium, Gesamt- und Grundschule* sowie Hauptautor und Herausgeber von (Anzeige) Volleyball Training & Coaching. Hier mehr dazu!

Zweimal Meister war sehr schwer – dann muss jetzt das Triple her!

Glückwunsch zum erneuten Meistertitel: Möchtest Du ab jetzt Abomeister in der 2. Liga werden?

Danke für den Glückwunsch, das gebe ich gerne weiter an die Spielerinnen, umgesetzt haben sie dies schließlich. Zwei Mal in Folge Meister werden, deshalb ziehe ich meinen Hut vor meinen Spielerinnen, zumal der Druck in dieser Saison schon ein anderer war. Jetzt kennen wir diese Situation, deshalb das Motto: Zweimal Meister war sehr schwer – dann muss jetzt das Triple her! Ob das klappt wird man dann am Ende sehen.

Dingden oder Dresden – Hauptsache Spaß!

Ist es für Dich, das Team und den Verein nicht frustrierend, trotz des Erfolges nicht aufsteigend zu können und weiter gegen Dingden und Emlichheim spielen zu müssen statt gegen Schwerin und Dresden?

(lacht) Zunächst mal macht es uns gegen Emlichheim und Dingden Spaß zu spielen, gegen Dingden haben wir das Hinspiel übrigens 1:3 verloren. Es ist schon jetzt klar: Nach derzeitigem Stand werden wir auf absehbare Zeit nicht in die 1. Liga aufsteigen können, dafür fehlt es in Köln an einer entsprechenden Halle. Zudem ist es aber nicht nur die Halle: Das Leistungsniveau von 1. und 2. Liga ist in den vergangenen Jahren sehr stark auseinanderdividiert, so dass wir viele weitere Dinge umstellen müssten. Und selbst mit deutlich mehr Training kann es passieren, dass man dann sang- und klanglos absteigt. Da macht das erfolgreiche Spielen in Liga 2 deutlich mehr Spaß.

Ich würde mir wünschen, dass nicht zuerst die wirtschaftlichen und organisatorischen Dinge im Mittelpunkt stehen. Die Durchlässigkeit zwischen den Ligen sehe ich in den letzten Jahren nicht mehr gegeben. Es wäre schön, wenn wieder der reine Wettkampf über Auf- und Abstieg entscheiden würde.

Jimmy Czimek mit verschränkten Armen im Vordergrund. Im Hintergrund spielt die 1. Damenmannschaft DSHS Snowtrex Köln.

Jimmy Czimek beim Coching seiner DSHS Snowtrex Köln Damen in der 2. Liga (Foto: Martin Miseré)

Die nächste Auflage in Aussicht

Im Dezember wurde Dein neues Buch Volleyball Training & Coaching veröffentlicht. Wie zufrieden bist Du mit den Reaktionen – und welche gab es?

Die Reaktionen waren bis jetzt sehr zahlreich und eigentlich ausnahmslos positiv. Das freut mich natürlich. Es gab auch – wie von VolleyballFREAK – Verbesserungsideen, die natürlich in eine neue Auflage mit einfließen werden. Überrascht hat mich, dass es auch Feedback aus dem Ausland gab. So kann es sein, dass es in diesem Jahr bereits eine neue Auflage geben wird, spätestens aber 2019, vielleicht dann auch schon als Übersetzung in andere Sprachen.

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MOOC ist gut

Wie stehst Du dem Projekt TrainerMOOC gegenüber? Eine sinnvolle Alternative, Chance oder großer Quatsch für die Trainerausbildung?

Ich bin selbst eingeschrieben und kenne den Macher Andreas Wilkens. Ich schätze sein Engagement und seine Arbeit sehr. Leider schaffe ich es nicht, alle Videos und Lektionen durchzugehen. Ich finde am MOOC gut, dass man auf Anregungen kommt, um sich weiter mit Volleyball auseinanderzusetzen.

Es ist wichtig, dass es dieses Instrument gibt. Ich bin aber zwiegespalten beim Einsatz in der Trainerausbildung, da mir hier der direkte Austausch sehr wichtig ist. Der Austausch am PC ist möglich, aber via Kommentare und Chat deutlich schwieriger als direktes Feedback. Als Ergänzung aber sicher eine sehr sinnvolle Sache.

Sind ähnliche Elemente wie im TrainerMOOC auch in der DVV-Trainer-Ausbildungen geplant?

Ich kann nicht einschätzen, wie zeitaufwendig die Arbeit mit so einer Plattform ist: Gute Videos erstellen, diese kritisch betrachten und einordnen. Erstmals lasse ich mir dieses Jahr aber von den Teilnehmern jeweils zwei ihrer Meinung nach gute und schlechte Videos zuschicken. Im Lehrgang werden wir dann darauf eingehen. Ich versuche also, solche Möglichkeiten aktiv im Unterricht zu benutzen und einzubinden.

Adaptieren statt kopieren

Nutzt Du selbst soziale Plattformen für Deine Arbeit als Trainer? Kannst Du welche empfehlen?

Z.B. Facebook nutze ich fast ausschließlich hierfür. Mir werden Videos und andere Inhalte aus vielen verschiedenen Ländern angezeigt, die Anregungen geben können. Inhalte dürfen aber nicht unreflektiert stehen bleiben, sondern müssen eingeordnet werden, ähnlich wie ihr das mit VolleyballFREAK macht.

Eine Empfehlung möchte ich nicht aussprechen: Es gibt viel Gutes aus unterschiedlichen Kulturen, die Reflektion ist aber einfach wichtig. Das kommt mir häufig zu kurz.

Das Foto zeigt eine Reflektion von einem Volleyball Trainingsvideo!

Trainingsvideos werden bei VolleyballFREAK reflektiert.

Spielnah – einfach – schnell

Diese Frage muss sein: Hast Du eine Lieblingsübung im Training? Wie muss eine gute Übung aussehen?

Das ist eigentlich recht einfach: So spielnah wie möglich, so einfach wie möglich, so schnell wie möglich zum Lernfortschritt, mit so vielen Ballkontakten wie möglich. Wer diese vier Punkte berücksichtigt, macht schon vieles richtig. Dazu kommen zwei Grundsätze:

  1. Sind genug Spieler in der Halle, sollte komplex im 6 gegen 6 trainiert werden. Das ist es ja, was am Wochenende die Aufgabe ist. Hier müssen aber immer Ziele gesetzt werden, die beispielsweise durch besondere Zählweisen oder Aufgaben betont werden.
  2. Zudem ist das Kleinfeldspiel auf dem Halbfeld 2 gegen 2 und 3 gegen 3 immens wichtig, und nicht nur in der Erwärmung, sondern auch der konkreten Umsetzung von Zielen – insbesondere von Aufschlag und Annahme

Generell muss hinter jeder Übung ein Ziel stecken. Dieses müssen die Spieler kennen und verstehen.

Korrigiert gut und viel

In zwei bis drei Sätzen: Worauf sollten junge Trainer achten? Hast Du Profi-Tipps?

Trainer müssen weg vom Organisieren kommen – dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein – und hin zum Korrigieren. Dies gelingt im zunehmenden Alter mit größerer Erfahrung natürlich besser, das merke ich bei mir auch.

Gerade junge Trainer sollten nicht versuchen, andere zu imitieren, sondern authentisch sein mit allen Stärken und Schwächen. Spieler merken das ansonsten sehr schnell.

Ein letzter Punkt: Trainer sollen sich klar machen, warum Sie bestimmte Dinge trainieren lassen und mit welchem Ziel sie dies tun. Mit mehr Trainingszeit kann auch mal spaßigeres, kreativeres, weniger zielführendes trainiert werden, ansonsten muss das Training auf die leistungsbestimmenden Faktoren hin ausgerichtet sein.

Phantastische Entwicklung

Was denkst Du zu den Live-Übertragungen der Volleyball Bundesliga auf Sport1 in dieser Saison? Was ist gut, was kann besser?

Zunächst einmal ist es ein riesiger, phantastischer Schritt, der der VBL und dem DVV hiermit gelungen ist. Mich freut auch, dass sowohl Frauen als auch Männer übertragen werden. Sport1 macht das super, auch wenn ich leider nicht so häufig gucken kann, da ich ja selber abends in der Halle stehe. Die Kommentatoren sind fachkundig, hier habe ich nichts zu bemängeln. Wichtig ist, dass viel mit Zeitlupen gearbeitet wird, damit die Entscheidungen wie In/ Aus für den Zuschauer nachvollziehbar sind. Dies wird aber auch bereits gemacht.

Ein Traum wäre es, wenn Challenges genommen werden könnten. Dieses Mittel finde ich megaspannend.

Perfekt wäre natürlich, wenn die VBL jetzt noch einen Ligasponsor findet, damit es dann heißt: Ich schaue das Spiel der xxx-Bundesliga.

Make some noise

Wie stehst Du der zunehmenden Eventisierung von Volleyball gegenüber? Musik, Cheerleader und Publikumsanimation: Das macht es bunter und interessanter oder lenkt eher vom Wesentlichen ab?

Ich finde es toll, wenn die Verantwortlichen es schaffen, solche Dinge zu organisieren. Ich begrüße alle Elemente, die unterstützen, Volleyball professioneller und hochwertiger erscheinen zu lassen. Das muss gar nicht immer nur in der Spitze sein, wenn man z.B. nach Herten schaut und sieht, was Ferdi Stebner dort auf die Beine gestellt hat.

Wenn ich mir die Cheerleader von Berlin anschaue, dann macht es auch Spaß während der Satzpausen auf das Feld zu schauen. Das ist hochwertiger Sport, der zum Volleyball passt.

Die Vermischung mit Musik z.B. beim Supercup finde ich hingegen schwieriger. Volleyball-Publikum ist häufig ein Fachpublikum. Wenn wir durch solche Elemente aber weitere Menschen für unseren Sport begeistern können, finde ich auch das richtig. Alles, was hilft, Volleyball in die Medien zu bekommen, finde ich unterstützenswert und richtig.

Das Foto zeigt die Hände an einem Mischpult. Dies

Der Hallen-DJ heizt mit Musik den Zuschauern ein. (Foto: Peter Zylajew)

Volleyball in der Sportschau?

In welchem Umfang wird Volleyball in fünf Jahren in den Medien dargestellt werden?

Ich wünsche mir, dass Volleyball weiterhin ein festes Format bei Sport1 hat, es muss gar nicht ARD/ZDF sein. Hier ist es einfach schwer am Fußball vorbei zu kommen. Wünschenswert wäre es aber, wenn in den dritten Programmen mehr regionaler Sport übertragen werden würde, im WDR z.B. Düren oder Aachen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

* Angaben gemäß Meyer & Meyer Verlag aus dem aktuellen Buch Volleyball Training & Coaching

Das Interview führte VolleyballFREAK Redakteur Tobias Goerlich. Bereits kurze Zeit nach dem Start des Blogs in 2014 schreibt Tobias regelmäßig für den VolleyballFREAK. Mehr zu Tobias hier