Wer schon einmal ein Volleyballtraining mit einer leistungsmäßig gemischten Gruppe geleitet hat, weiß: Das ist keine einfache Aufgabe. Anfänger:innen und Fortgeschrittene unter einen Hut zu bringen, ohne jemanden zu langweilen oder zu überfordern – das erfordert Planung, Struktur und Kreativität.

Egal ob im Verein, Schulsport oder Unisport: Gemischte Gruppen sind Alltag. Doch mit ein paar cleveren Anpassungen kannst du Trainings gestalten, von denen alle profitieren.

1. Ziele klar definieren – für alle verständlich

Lege zu Beginn einer Einheit ein Hauptziel fest – z. B. Ballkontrolle, Spielaufbau oder Kommunikation. Dieses Ziel kann dann auf mehreren Schwierigkeitsniveaus verfolgt werden. Für Fortgeschrittene kannst du dann Details oder Variationen einbauen, für Anfänger:innen bleibt der Fokus auf den Basics.

So trainieren alle an derselben Idee – nur mit unterschiedlichen Mitteln.

2. Stationen mit Differenzierung

Ein bewährtes Mittel bei heterogenen Gruppen ist der Stationsbetrieb.
Statt alle gleichzeitig dieselbe Übung zu machen, werden verschiedene Stationen mit steigendem Schwierigkeitsgrad oder unterschiedlichen Schwerpunkten aufgebaut.

Zum Beispiel beim Zuspiel:

  • Anfänger:innen üben das Pritschen mit Selbstanwurf.
  • Fortgeschrittene arbeiten an gezieltem Zuspiel nach Annahme.
  • Profis kombinieren Laufwege, Ballannahme und schnelles Zuspiel.

Solche differenzierten Stationen ermöglichen individuelles Lernen, ohne dass die Gruppe auseinanderbricht.

3. Spielformen mit angepassten Regeln

Nutze modifizierte Spielformen, um Spielspaß zu fördern und Unterschiede auszugleichen:

  • Fangen des Balls als Übergangslösung für Anfänger:innen
  • Punkte nur für gezielte Aktionen (z. B. ins Hinterfeld gespielte Bälle)
  • Kein harter Angriff oder keine Finten für Fortgeschrittene – das schützt die Schwächeren und fordert Kreativität

Auch asynchrone Spielformen wie 2 gegen 4 oder 1 gegen 3 funktionieren wunderbar, um alle einzubinden.

4. Rollen clever vergeben

Erlaube den Stärkeren, bestimmte Schlüsselfunktionen wie Zuspiel oder Libero zu übernehmen, während die anderen sich auf einzelne Techniken konzentrieren. Umgekehrt kannst du Fortgeschrittenen auch zusätzliche Aufgaben geben – etwa bestimmte Bewegungsaufgaben nach der Netzüberquerung oder das Spielen mit schwächerer Hand.

So werden alle gefordert, aber niemand überfordert.

5. Partner:innen-Tausch bewusst steuern

Nutze Übungen mit Partner:innen, bei denen du gezielt Teams mit unterschiedlichem Leistungsniveau zusammenstellst – etwa bei Pritschübungen, Zuspiel oder Mini-Spielen.

Achte dabei darauf, dass beide Seiten profitieren:
Fortgeschrittene können Führung übernehmen oder Hilfestellung geben, Anfänger:innen profitieren vom besseren Tempo und Technik-Vorbild.

6. Arbeit mit Levels

Führe bei komplexeren Übungen oder Spielformen mehrere Schwierigkeitsstufen (Levels) ein, aus denen die Spieler:innen wählen können – je nach Können oder Tagesform.

Beispiel: Beim Angriffstraining

  • Level 1: Ball wird vom Coach geworfen
  • Level 2: Zuspiel nach Annahme
  • Level 3: freies Spiel mit gezieltem Angriff

Wichtig: Keines der Levels ist „besser“ – betone, dass jede:r auf seinem/ihrem Weg trainiert.

7. Kleinspielformen mit Fokus

Reduziere bei Übungen bewusst das Spielfeld oder die Komplexität:

  • Spiele 2 gegen 2 auf halbem Feld
  • Punkte nur bei bestimmten Aktionen (z. B. „zweite Ballberührung muss gepritscht werden“)
  • Rotieren nach jedem Ballwechsel, um Bewegung und Übersicht zu trainieren

Ein weiteres Highlight: „Canadian Volley“ – hier darf der zweite Ball gefangen und anschließend per Selbstwurf gepritscht werden. Das schafft Spielkontinuität und Ballgefühl, besonders bei Anfänger:innen.

8. Spielfeld clever gestalten

Mit der Gestaltung des Spielfelds kannst du das Spieltempo und die Intensität stark beeinflussen:

  • Kleineres Feld = weniger Laufwege, mehr Ballkontakte
  • Höheres Netz = härtere Angriffe werden abgeschwächt
  • Aufschlagzonen verschieben = unterschiedliche Distanzen je nach Level

Diese Änderungen wirken subtil, aber effektiv.

9. Homogene Gruppenphasen einbauen

Auch wenn dein Training integrativ sein soll: Es lohnt sich, kurzzeitig homogene Gruppen zu bilden – etwa für technische Übungsphasen.
So können sich Anfänger:innen ohne Druck ausprobieren und Fortgeschrittene erhalten gezielte Korrekturen.

Achte dabei auf:

  • Anpassen der Netzhöhe
  • Veränderung von Ballgröße oder -gewicht
  • Vereinfachte Aufgabenstellungen

10. Fokus auf Technik UND Spielspaß

Gerade bei sehr gemischten Gruppen ist es wichtig, eine gute Balance aus Techniktraining und Spielformen zu schaffen.
Technikeinheiten sollten kurz, klar und zielgerichtet sein – möglichst mit hohem Ballkontakt für alle. Danach kann das Gelernte im Spiel direkt ausprobiert werden.

Tipp: Nutze vereinfachte Spielformen (z. B. 2 gegen 2 auf kleinerem Feld, „Catch and Throw“ oder Punkte nur durch bestimmte Aktionen), um Unterschiede auszugleichen und den Fokus zu lenken.

11. Fehler sind Lernchancen – nicht peinlich!

In heterogenen Gruppen ist das Fehlerbild sehr unterschiedlich – und das ist okay!
Schaffe eine offene, positive Fehlerkultur im Training: Fehler sind erlaubt, sogar erwünscht, solange daraus gelernt wird. Betone das auch regelmäßig in deiner Ansprache.

Das nimmt Anfänger:innen die Angst und motiviert Fortgeschrittene, sich weiterhin weiterzuentwickeln, ohne zu sehr auf andere herabzuschauen.

12. Spielende als Co-Coaches einbinden

Gerade erfahrenere Spieler:innen können im Training wertvolle Hilfestellung leisten. Lass sie bewusst als Co-Coaches agieren:

  • Korrigieren von Bewegungsabläufen
  • Erklären von Übungen
  • Feedback geben

Das entlastet dich als Trainer:in und schafft eine positive Lernatmosphäre, in der gegenseitige Unterstützung im Vordergrund steht.

13. Spielzüge und Systeme flexibel anpassen

Ein komplexes Läufersystem überfordert Anfänger:innen – aber auch Fortgeschrittene wollen „echte“ Spielzüge üben. Hier hilft:
„vereinfachte Systeme“ einführen und Rollen durchwechseln.

Statt alle sechs Positionen gleich einzuführen, beginnst du mit Grundfunktionen (z. B. Zuspiel über Position 2 oder 3), lässt feste Zuspieler:innen und arbeitest dich Schritt für Schritt zu komplexeren Strukturen vor.

14. Fortschritte sichtbar machen

Gerade in heterogenen Gruppen motiviert es sehr, wenn individuelle Fortschritte sichtbar werden – unabhängig vom Startniveau.

Tipp:
Führe regelmäßig Mini-ChallengesTechnik-Bewertungen oder kleine Videoanalysen durch. Zeige Spieler:innen konkret, was sie verbessert haben.

Auch persönliches Feedback („Letztes Mal hattest du noch Schwierigkeiten beim Pritschen – heute sah das richtig stabil aus!“) kann Wunder wirken.

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Fazit: Vielfalt im Training ist eine Chance

Ein Training mit gemischten Leistungsgruppen ist kein Hindernis – sondern eine riesige Chance. Es fördert Teamgeist, Geduld, gegenseitigen Respekt und kreative Trainingsmethoden.

Mit den richtigen Tools und etwas Vorbereitung kannst du als Trainer:in dafür sorgen, dass alle Spaß haben, lernen und sich verbessern – vom Rookie bis zur routinierten Angreifer:in.

Bleib flexibel, beobachte deine Gruppe genau – und genieße die Vielfalt