Dieser Beitrag ist aus einer spannenden Diskussion in der Volleyballfreak-Community entstanden. Dort hat eine Trainerin gefragt, wie man am besten mit Jugendlichen umgeht, die sich im Training schnell schämen oder Angst haben, Fehler zu machen. Die Frage hat sofort viele Trainer:innen beschäftigt – denn fast jede:r kennt diese Situation:
Ein Ball geht ins Aus, jemand verzieht das Gesicht, murmelt „Sorry“ – und plötzlich kippt die Stimmung. Andere werden still, trauen sich weniger zu, oder lachen verlegen über eigene Fehler.

Wir fanden das Thema so wichtig, dass wir es hier im Blog aufgreifen möchten. Denn das, was auf den ersten Blick wie ein „mentales Thema“ wirkt, hat riesige Auswirkungen auf Motivation, Lernfortschritt und Teamkultur im Jugendtraining. Wenn Jugendliche Angst davor haben, etwas falsch zu machen oder sich zu blamieren, blockieren sie – technisch, taktisch und emotional. Und genau das wollen wir verhindern.

In diesem Artikel zeigen wir dir 10 Dinge, die du als Trainer:in im Jugend-Volleyballtraining beachten solltest, um Kritik richtig zu geben, Schamgefühle abzufangen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich junge Spieler:innen trauen, mutig und mit Freude zu spielen.

1.      Fehler als Lernchance etablieren

Mach von Anfang an klar: Fehler sind kein Problem, sondern ein ganz normaler Teil des Lernens. Niemand spielt fehlerfrei – nicht einmal Profis. Wenn du eine Kultur förderst, in der Fehler als Hinweise statt Mängel gesehen werden, fällt Jugendlichen der Druck ab. Sag lieber „Gut, dass du’s probiert hast!“ als „Das war falsch“. So verknüpfst du Risiko mit Mut, nicht mit Versagen.

2. Kritik konkret und sachlich äußern

Jugendliche reagieren empfindlich auf Wertungen. Sag also nicht „Das war schlecht“, sondern beschreibe, was genau verbessert werden kann und wie:
👉 „Deine Annahme war etwas zu nah am Netz. Versuch beim nächsten Mal, das Spielbrett flacher einzustellen .“
Konkret heißt: Es geht um die Handlung, nicht um die Person. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen Kritik und Kränkung.

3. Lob nicht vergessen – aber ehrlich!

Jugendliche spüren sofort, wenn Lob nur aus Routine kommt. Statt ständigem „Gut gemacht!“ hilft ehrliches, differenziertes Lob:
„Super, dass du dich beim Aufschlag getraut hast, die neue Technik auszuprobieren!“
So merken Spieler:innen: Es geht nicht darum, immer perfekt zu sein – sondern mutig zu lernen.

4. Schaffe eine angstfreie Trainingsatmosphäre

Wenn Fehler mit Scham verknüpft sind, vermeiden Jugendliche Risiken – und damit Lernchancen. Mach klar, dass Fehler erlaubt sind. Du kannst das auch spielerisch betonen, z. B. mit Übungen, bei denen bewusst Risiken eingegangen werden sollen („Heute geht’s darum, 5 riskante Aufschläge zu wagen – egal, ob sie klappen oder nicht!“).

5. Vorbildfunktion bewusst leben

Deine Reaktionen prägen das Team. Wenn du bei Fehlern genervt wirkst oder spöttelst, lernen die Jugendlichen: Fehler = schlecht. Wenn du ruhig bleibst, mit Humor oder Verständnis reagierst, lernen sie: Fehler = normal. Dein Verhalten setzt den Ton.

6. Kritik individuell anpassen

Nicht jede:r Jugendliche reagiert gleich. Manche brauchen klare, direkte Ansagen, andere ziehen sich bei zu viel Druck sofort zurück. Lerne, wer in deinem Team wie reagiert – und passe deinen Stil an. Gerade bei sensiblen Spieler:innen lohnt sich ein empathischer, ruhiger Ton.

7. Privates Feedback statt öffentlicher Kritik

Kritik vor der gesamten Mannschaft kann schnell peinlich sein – selbst wenn sie sachlich gemeint ist. Wenn möglich, gib Feedback unter vier Augen oder nach der Übung. Damit zeigst du Respekt und schützt das Selbstwertgefühl deiner Spieler:innen.

8. Teamkultur des Unterstützens fördern

Ein Team, das sich gegenseitig aufbaut, statt auslacht, ist Gold wert. Entwickle Rituale, die den Umgang mit Fehlern positiv machen – z. B. ein gemeinsames Abklatschen nach Fehlern oder ein kurzer Motivationsspruch wie „Weiter geht’s!“.
Mach deutlich: Jede:r darf Fehler machen, aber niemand darf andere dafür bloßstellen.

9. Emotionen ernst nehmen

Jugendliche reagieren emotional – und das ist völlig okay. Wenn jemand nach einem Fehler frustriert oder beschämt wirkt, ignoriere es nicht. Sag etwas wie: „Ich weiß, das ärgert dich gerade – aber du bist auf dem richtigen Weg.“ Das zeigt Verständnis, ohne den Fokus zu verlieren.

10. Langfristig Selbstvertrauen aufbauen

Selbstvertrauen entsteht nicht durch ständiges Lob, sondern durch die Erfahrung, schwierige Situationen zu meistern. Gib deinen Spieler:innen kleine Erfolgserlebnisse, betone Fortschritte („Deine Annahme ist viel stabiler als letzte Woche!“) und erinnere sie an ihre Stärken. So wächst mentale Stabilität – Schritt für Schritt.

Daher:

Jugendtraining ist mehr als Technik und Taktik. Es ist eine Schule fürs Leben. Wenn du als Trainer:in eine positive Fehlerkultur schaffst, in der Kritik respektvoll und konstruktiv ist, hilfst du deinen Spieler:innen nicht nur, besser Volleyball zu spielen – sondern auch, selbstbewusster, mutiger und teamfähiger zu werden.

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