Die neue Saison der Volleyball-Bundesliga ist bereits gestartet. Über den Sommer hat sich einiges getan. Ein neuer Streaminganbieter, mehr Spiele im FREE-TV, und, und und. VolleyballFREAK hat VBL-Geschäftsführer zur Entwicklung der Volleyball-Bundesliga ein paar Fragen gestellt. 

Viel Spaß beim Lesen

Wie zufrieden ist die VBL mit der sportlichen Entwicklung und Professionalisierung der Vereine in der 1. und 2. Bundesliga?

Insgesamt sind wir zufrieden mit der sportlichen Entwicklung und der Professionalisierung der Vereine. In der Tendenz konnten fast alle Klubs ihr Budget steigern. Und auch bei den beiden Themen Vermarktung und PR/Digitale Medien entwickeln sich unsere Klubs gut. Es wird immer Vereine geben, die eine Art Vorreiterrolle einnehmen; mehr machen, als sie müssten.

weil wir dadurch Leuchtturm-Beispiele in den eigenen Reihen

Wir sehen das durchaus positiv, weil wir dadurch Leuchtturm-Beispiele in den eigenen Reihen haben, an denen sich die anderen Klubs orientieren und motivieren können.

Im Interviewt: VBL-Geschäftsführer Klaus-Peter Jung (Foto: www.volleyball-bundesliga.de)

Wo sieht die VBL die größten „Baustellen“ bei den Vereinen?

Es gibt nicht die eine Baustelle bei allen Vereinen. Jeder Klub hat andere Voraussetzungen und unterschiedliche Bedingungen, unter denen gearbeitet wird. Das hängt von so vielen Faktoren ab: vom Standort, der wirtschaftlichen Lage in der Region, der Historie des Vereins usw. Wir entwickeln uns in einem guten Tempo und versuchen, alle Vereine mitzunehmen. Und dort zu unterstützen, wo sie unsere Hilfe benötigen. Wenn ich mich aber auf eine Baustelle festlegen müsste, wäre es das hauptamtliche Management. Hier gibt es, gerade im Vergleich zu unseren Mitanbietern HBL, BBL, und DEL, dringlichst Handlungsbedarf.

Seit 1998 sind bei den Männern entweder Friedrichshafen oder Berlin Deutscher Meister geworden. Auch bei den Frauen machen nur drei Vereine seit 2006 den Titel unter sich aus. Ist das ein Problem für die Liga und wie könnte die Liga ausgeglichener werden? Würden Sie auf andere deutsche Meister 2019 als die üblichen Verdächtigen tippen?

Dieses Phänomen gibt es nicht nur im Volleyball. Ein Blick in den Fußball zeigt auch: In Schottland wird in der Regel Glasgow Meister, in Spanien Real oder Barca. Und in Deutschland seit Jahren Bayern oder Dortmund. Aber natürlich wünschen wir uns eine ausgeglichene Liga. Und ich sehe – gerade bei den Männern – auch Klubs, die durchaus um die Meisterschaft mitspielen könnten: etwa die United Volleys Frankfurt, die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching oder die SWD Powervolleys Düren. Die haben Berlin in der Max-Schmeling-Halle zum Auftakt geschlagen.

Bei den Frauen sind die Abstände heute schon geringer als bei den Männern. Vielleicht greifen in dieser Saison ja Potsdam, Wiesbaden oder Aachen an.

Mit Louisa Lippmann hat eine weitere Sympathieträgerin und Aushängeschild des DVVs die Bundesliga Richtung Italien verlassen. Wie kann sich dieser Trend in Zukunft umkehren lassen – wie kann die Bundesliga also auch für große deutsche, und auch perspektivisch internationale Stars wieder eine Heimat werden?

Wir wissen um die Attraktivität der ausländischen Ligen. Aber auch da gilt: Es hängt von vielen Faktoren ab, aber nicht alle davon können wir beeinflussen. Nehmen wir das Beispiel Polen: Dort war es in den 1990er-Jahren eine politische Entscheidung, den Volleyballsport zu pushen. Man wollte ein Gegengewicht zum polnischen Fußball und der daraus resultierenden Hooligan-Problematik – und fand diese im Volleyball. Natürlich profitiert die dortige Liga von dieser politischen Unterstützung. Ohne sie wäre der Volleyball in Polen heute nicht so erfolgreich wie er ist. Oder nehmen wir das Beispiel Italien, weil Sie das angesprochen haben: In Italien gibt es in einem öffentlich-rechtlichen Sendekonstrukt Rai einen Kanal, der den ganzen Tag nur Sport zeigt. Dadurch ist der Volleyball in der Bevölkerung viel präsenter. Die vermehrte Abbildung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lockt Sponsoren an.

Auch wir als VBL müssen uns nicht hinter den anderen Ligen verstecken

Aber: Wenn ich mir etwa den Transfer von Dustin Watten anschaue oder … oder … Dann muss ich sagen: Auch wir als VBL müssen uns nicht hinter den anderen Ligen verstecken. Dass wir die Wirtschaftlichkeit der VBL anheben müssen, um mit Russland, Polen, Italien oder der Türkei mithalten zu können, ist uns bewusst.

Das Foto zeigt Louisa Lippmann beim DVV-Pokal 2017 im gelben Triktot des SSC Palmberg Schwerin.

Louisa Lippmann hier noch im Trikot des SSC Palmberg Schwerin. Foto: VolleyballFREAK

Was sind die Pläne der VBL um die Bundesligen auf mehr als zwölf Teams aufzustocken um z.B. die Saison von September bis April weiter ausdehnen zu können?

Wir überlegen ständig, was und wie wir Dinge verbessern. Eine Aufstockung der Liga klingt spannend. Aber dafür müssen erstmal die Voraussetzungen an den jeweiligen Standorten stimmen. Für die Zukunft ist das sicherlich ein Thema, mit der Ausweitung der Saison hat das allerdings, aufgrund der durch die CEV fest vorgegebenen Transferperiode vom 16. Oktober bis 15. Mai, wenig zu tun.

Wir überlegen ständig, was und wie wir Dinge verbessern.

Vergangenes Jahr sorgte der Antrag auf Wildcard, u.a. der WattVolleys für Furore. Gibt es für die Zukunft weitere Pläne in dieser Hinsicht?

Das Instrument der Wildcard hat für die VBL auch weiterhin eine Bedeutung. Gerade am Beispiel von Hypo Tirol Alpenvolleys Haching ist zu erkennen, dass eine Wildcard-Vergabe das Niveau einer Liga, sowohl in der Tiefe, als auch in der Spitze, anheben kann.

Wie zufrieden ist die VBL mit dem Projekt, mit den Hypo Tirol AlpenVolleys Haching ein ausländisches Team in die Bundesliga integriert zu haben?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Projekt, auch wenn es anfangs von vielen Seiten Bedenken gegeben hat. Es gibt nur eine Sache, die dadurch etwas komplizierter geworden ist. Wenn AlpenVolleys-Manager Hannes Kronthaler während der Bundesliga-Versammlung oder unseren Arbeitskreisen etwas sagt, gibt es Leute im Plenum, die ihn nicht verstehen. Aber das ist am Ende doch kein Problem: Ich habe Jahrzehnte im Süden gelebt und kann dann im Zweifel übersetzen.

Die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching mischen seit 2017 in der Volleyball Bundesliga mit. Foto: Christian Forcher

Gibt es neues von der schwierigen Suche nach einem Titelsponsor für die Volleyball Bundesliga? Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Suche und wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?

Wir haben innerhalb des VBL-Centers die Strukturen angepasst, ein neues Vermarktungs-Ressort geschaffen und somit die eigenen Vermarktungskompetenzen ausgebaut. Natürlich haben wir das auch mit dem Ziel gemacht, mittelfristig einen Ligasponsor zu finden. Für uns hat das oberste Priorität. Und es gab auch schon sehr interessante Gespräche.

In 2017-18 erfolgten erstmals bei Sport1 Übertragungen der Volleyball Bundesliga. Wie zufrieden ist die VBL mit den vergangenen Übertragungen?

Für uns als Liga war das enorm wichtig, im letzten Jahr den Schritt ins Live-Free-TV bei Sport1 zu schaffen. Und auch für Sport1 war es ein voller Erfolg – sonst hätten wir unsere TV-Präsenz kaum so deutlich ausbauen können. Was mich besonders freut: Auch rund um die Übertragung gehen wir gemeinsam mit Sport1 neue Wege. Dazu gehört für mich auch das gerade gestartete Format „Volley-Talk“.

Alle Volleyball Free-TV Termine findest du auf dieser Seite!

Für 2018-19 ist eine Ausweitung der Übertragungen verhandelt worden. Was für Ziele hat die VBL für die Zukunft hinsichtlich Reichweite, Zusammenarbeit mit Streaming-Anbietern wie sporttotal.tv?

Sport1 zeigt ab dieser Saison mindestens 51 Spiele der Volleyball Bundesliga, des DVV-Pokals und des comdirect Supercup. Das ist eine massive Steigerung und freut uns alle ungemein. Dadurch, dass wir jetzt jede Woche ein Live-Volleyballspiel bei Sport1 haben werden, versprechen wir uns nochmal eine deutliche Steigerung unserer Reichweite. Als Streaming-Anbieter haben wir mit sporttotal.tv einen innovativen und hochinteressanten Partner gefunden.

versprechen wir uns nochmal eine deutliche Steigerung unserer Reichweite.

Der Comdirect Supercup ist ein etabliertes Event zum Saisonstart der Volleyball Bundesliga – Foto: Conny Kurth

Hat die VBL eine Meinung zu VolleyPassion?

Am Rande des comdirect Supercups gab es intensive Gespräche zwischen dem DVV und der VBL zu genau diesem Thema. Ich zitiere daher gerne unseren Präsidenten Michael Evers: „Die VBL sieht in dem Portal VolleyPassion mit seinen digitalen Angeboten für alle aktiven Volleyballer, Fans und Mitglieder der Volleyball-Familie eine große Chance für die Entwicklung unserer Sportart. Wir befürworten den eingeschlagenen Weg und die Registrierungspflicht ausdrücklich und supporten das Portal VolleyPassion mit attraktivem Content aus den Bundesligen – Spielergebnisse, Tabellen und Statistiken sowie Bewegtbildformate stehen im Vordergrund der Kooperation.“ 

Was sind die Gründe für das verzögerte Interview?

Ich will keine Entschuldigungen dafür finden. Es ist nicht akzeptabel, eine Anfrage so lange aufzuschieben. Besonders dann, wenn sie so geduldig vorgetragen wird, wie Sie das gemacht haben. Was ich Ihnen sagen kann: Ich lege sehr viel Wert darauf, alle Anfragen möglichst persönlich zu beantworten. Der von Ihnen geschickte Fragebogen war deutlich umfangreicher als die meisten anderen Presseanfragen, die uns erreicht haben. Durch den Umfang und die Themenvielfalt wollte ich mir die Zeit nehmen, um der Anfrage gerecht zu werden. Und mit der Zeit war das so eine Sache, wenn man gerade eine Saison vorbereitet, den Supercup promotet, den Streamingdienstanbieter wechselt und zwischendurch auch noch Urlaub macht . Es soll – wie gesagt – keine Entschuldigung sein.