Landauf-landab laufen Jugend-Volleyballabteilungen voll –Haikyu!! sei Dank!
Was schön für die Sportart Volleyball ist, stellt Vereine aber auch vor Probleme: So fehlen eh zumeist schon Hallenzeiten & qualifizierte Übungsleiter:innen – aber auch Probleme hinsichtlich des Jugendschutzes und der Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt spielen eine immer größere Rolle.
Das ist der Grund dieses Blogposts.

An dieser Stelle möchten wir euch ein wenig für dieses wichtige Thema sensibilisieren und weitere Infos geben, wo ihr euch und eure Vereine „fit“ für dieses wichtige Thema machen könnt!

Gut zu wissen: Volleyballfreak ist vorbereitet!

Volleyballfreak hat sich für ein sicheres Umfeld aller Teilnehmer:innen in unseren Camps und Workshops und ganz besonders dem damit verbundenen Schutz von Kindern und Jugendlichen entschieden.

Wir möchten, dass sich alle Teilnehmenden bei Volleyballfreak Camps und Workshops sicher und wohl fühlen.

Hierfür haben wir schon diverse Maßnahmen getroffen – lest hier alles zum Schutz aller Teilnehmenden vor sexualisierter & interpersoneller Gewalt bei Volleyballfreak Camps und Workshops

Warum ist Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt (PSG) wichtig?

  • Laut WHO-Studie von 2002 sind durchschnittlich 1-2 Kinder einer Schulklasse schon einmal Opfer sexualisierter Gewalt geworden
  • Laut DKSB melden sich Betroffene 7-8x, bis ihnen geholfen wird
  • die Dunkelziffer ist ungleich höher!

Was tun zur Prävention sexualisierter Gewalt (PSG)?

  • In Vereinen mit einer klar kommunizierten „Kultur des Hinsehens und der Beteiligung“ ist das Risiko für alle Formen sexualisierter Gewalt signifikant geringer. (SafeSport Studie, 2016)
  • Je nach Bundesland/ Sportfachverband gibt es verschiedene Bausteine, um mit dem Thema PSG umzugehen. Hier die Bausteine NRWs, dem Bundesland mit den aktuell strengsten Jugendschutzregeln. Der Landessportbund NRW hat das so genannte „Qualitätsbündnis“ initiiert mit 10 Kriterien zur Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt:
    • Information & Beschluss des Vorstands sich des Themas anzunehmen
    • Information, Diskussion & Beschluss auf der Jahreshauptversammlung
    • Ergänzung der Satzung
    • Benennung, Qualifizierung & Bekanntmachung der Ansprechperson(en)
      • Benennung mind. einer Ansprechperson im Verein Qualifizierung dieser Person(en) durch die Ansprechpersonenschulung des LSB (15 LE), Bekanntmachung dieser Person(en) im Verein
    • Durchführung einer Risikoanalyse
    • Erstellung eines Schutzkonzeptes
    • Vorlage des erweiterten Führungszeugnisses & Ehrenkodex
    • Sensibilisierung / Qualifizierung der Mitarbeitenden sowie Angebote für Kinder & Jugendliche
    • Öffentlichkeitsarbeit (Homepage)
    • Aufbau eines lokalen Netzwerkes mit anderen Vereinen oder Fachberatungs-Organisationen vor Ort
  • In den kommenden Jahren werden alle Vereine verpflichtet werden, sich des Themas anzunehmen. Deshalb: werdet schon jetzt aktiv!

Es ist etwas passiert: Intervention – aber wie?

  • Ruhe bewahren!
  • Zuhören & Glauben schenken
    2. Fakten klären(ohne zu ermitteln)
    3. Keine Entscheidung über den Kopf der betroffenen Person hinweg treffen
  • Nichts versprechen, was man nicht halten kann
    5. Vermutung/Schilderung dokumentieren

Es gibt keinen „goldenen Weg“ – jede Fallkonstellation ist individuell

Im optimalen Fall habt ihr ein Schutzkonzept entwickelt und könnt euch an diesem Schritt für Schritt entlang hangeln.

Umgang mit Widerständen: Sexualisierte Gewalt ist für uns nicht wichtig (SPOILER: Ist es doch!)

Widerstände

Argumente für die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen

Wir haben dafür keine Zeit.

Wer soll das noch machen?

Es ist wichtig, sich die Zeit dafür zu nehmen. Wenn es zu einem Vorfall kommt, kann es uns auch wieder Zeit sparen, wenn wir uns schon damit beschäftig haben.
Außerdem müssen nicht alle Maßnahmen auf einmal umsetzen. Wir können uns am Anfang auch die weniger aufwändigen Maßnahmen vornehmen und uns bei Schwierigkeiten oder Fragen auch an die unseren Bund oder die Koordinierungsstellen vom Landessportbund wenden, um dort externe Unterstützung durch Referent*innen oder Berater*innen anzufragen.

Zusätzlich muss der Vorstand nicht alles allein organisieren. Die Rolle der Ansprechperson(en) kann z.B. gut von Personen ohne Vorstandsamt besetzt werden. Wichtig ist von Vorstandsseite vor allem die Positionierung und Haltung zum Thema.

Das ist nicht unsere Verantwortung.

Das hat mit unserer eigentlichen Aufgabe, dem Sport, ja gar nichts mehr zu tun.

Dafür sind die Eltern zuständig.

Der Schutz von Minderjährigen vor jeglicher Gewalt ist im Rahmen der Garantenstellung auch gesetzlich eine Aufgabe des Vorstands.
Darüber hinaus gilt seit 2022 das Landeskinderschutzgesetz NRW auch für Sportvereine und so wird irgendwann auch von uns die Vorlage eines Schutzkonzeptes gefordert werden. Auch kommunale Mittel (KJFP-Mittel) werden vielleicht in Zukunft von der Vorlage solcher Konzepte abhängig gemacht.

Noch haben wir Zeit uns mit der Erstellung des Konzeptes auseinander- zusetzen und ein Konzept zu entwickeln, das auch wirklich zu uns passt. Die Konzeptentwicklung kann uns auch helfen unsere Vision für den Verein zu schärfen und die Integrität des Vereins zu schützen, damit wir auch in Zukunft weiter zusammen Sport machen können.

Wir haben kein Geld.

Wir können die Beiträge nicht wieder erhöhen.

Es gibt viele kostenfreie Angebote des Landessportbundes NRW, wie z.B. die Qualifizierung für Ansprechpersonen, die Sensibilisierungsschulung für Trainer*innen und Übungsleitende oder die Vereinsberatung und Begleitung bei der Risikoanalyse.

Mitgliederverlust / Abschreckung

Dann denken alle, bei uns seit etwas vorgefallen.

Was sollen denn die Eltern denken?

Im Gegenteil, mittlerweile wird die Sichtbarkeit des Themas und das Vorliegen eines Schutzkonzeptes (besonders von Eltern) als Qualitäts- merkmal wahrgenommen.
Mit diesem Thema können wir uns als Verein hervorheben und ganz gezielt in den Medien und auf unserer Homepage damit werben. Auf der Homepage können wir auch potentielle Ängste aufgreifen und erklären, warum wir uns präventiv mit dem Thema auseinandersetzen. Dort können wir auch das Logo des Qualitätsbündnisses verlinken, um deutlich zu machen, dass es um eine NRW-weite Initiative im Sport geht.

Das brauchen wir nicht, bei uns gab es in der ganzen Zeit noch nie einen Fall.

Das brauchen wir nicht, bei uns ist noch nie etwas vorgefallen.

Das brauchen wir nicht,

wir kennen uns alle

schon so lange und so gut.

Das wissen wir nicht. Die Dunkelziffer von Vorfällen sexualisierter Gewalt ist sehr hoch und viele Fälle werden gar nicht oder erst viele Jahre später gemeldet. Studien aus dem Sport zeigen, dass alle Formen der Gewalt im Breiten- und Leistungssport vorkommen und wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit Betroffenen in unserem Verein zu tun haben.
In den allermeisten Fällen (>75%) kommt die Tatperson aus dem bekannten Nahfeld der betroffenen Person (Familie, Schule, Kita, Sportverein, Bekannte, Freunde, …). Es kann z.B. auch gut sein, dass Betroffene nicht bei uns im Verein, sondern zu Hause oder in der Schule Gewalt erleben.
Durch das besondere Vertrauensverhältnis, was wir zu den Sportler*innen haben, haben wir die Chance Betroffenen zu helfen und Ansprechperson für Betroffene zu werden. Daher ist es wichtig, dass wir im Verein wissen, wie wir mit solchen Informationen umgehen. Auch das wird in einem Schutzkonzept beschrieben und gibt uns Handlungssicherheit bei Unklarheiten.

Das Thema wird heute so aufgeblasen.

Damit machen wir ein Fass auf.

Damit züchten wir uns Probleme ran, die es vorher gar nicht gab.

Damit stellen wir alle Ehrenamtlichen unter Generalverdacht.

Da muss man aufpassen, Kinder kennen ihre Rechte mittlerweile sehr genau und nutzen das aus, um uns mit Falschbeschuldigungen zu schaden.

Es kann sein, dass es mit der Kommunikation des Themas auch zu Meldungen oder Beschwerden in Bezug auf das Thema kommt. Das wäre sogar sehr gut. Denn wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und der Beteiligung, wo wir achtsam miteinander umgehen und Feedback ernst genommen wird. Nur so kann eine positive Fehlerkultur gelebt werden, in der Grenzverletzungen benannt werden und Personen, die einen Fehler gemacht haben, nicht direkt als Tatpersonen abgestempelt werden.

Im Schutzkonzept geht es um den Schutz aller Beteiligten. Dort werden Beschwerdewege definiert und der Umgang mit Beschwerden festge-halten, damit es nicht zu überstürzten Anschuldigungen oder Gerüchten kommt. Es geht also auch um die Frage, wie Übungsleiter*innen vor Falschbeschuldigungen geschützt werden.

Außerdem sind Übungsleitende heute häufig von den Mediendarstellung-en oder flapsigen Kommentaren verunsichert, eine Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit dem Thema hilft, klare Regeln und eine gemein- same Haltung im Verein festzulegen. So können die Übungsleitungen gestärkt ihrer Tätigkeit nachgehen und sich in ihrer Rolle wohlfühlen.

Wenn jemand ein Problem hat, kann er oder sie uns doch auch einfach so ansprechen, ohne dass wir es extra thematisieren.

Das Erleben von (sexualisierter) Gewalt ist für Betroffene häufig mit Schuld- und Schamgefühlen verbunden. Daher ist es für Betroffene häufig schwierig, sich Hilfe zu holen und es bedarf eine klare Kommunikation, dass der Verein jegliche Form von Gewalt verurteilt und verschiedene Beschwerdewege bzw. Ansprechpersonen, damit Betroffene den für sie passenden Weg wählen können.

Außerdem können betroffene Kinder und Jugendliche häufig nicht selbst beurteilen, was richtig oder falsch ist. Es braucht daher eine Kultur der Achtsamkeit, in der wir Anzeichen von Gewalt erkennen und ansprechen. Damit das geschieht, muss dieses Tabuthema angesprochen werden.

Geht mit dem Widerstand. Häufig stecken Ängste hinter dem Widerstand. Sobald der Austausch auf diese Ebene kommt, ergeben sich häufig gemeinsame Schritte für die Umsetzung von ersten Präventionsmaßnahmen. Jeder kleine Baustein ist ein wichtiger Schritt in der Präventionsarbeit, macht euch das immer wieder bewusst!

Hilfreiche Adressen und Ansprechpartner:innen für Spieler:innen, Eltern und Trainer:innen/ Funktionär:innen

Ratgeber für Kinder und Jugendliche

Wenn Du an dieser Stelle auf unserer Homepage nachliest, wirst Du einen guten Grund dafür haben. Wir finden es toll, dass Du dich informierst. Bitte denke aber immer daran: Besser als selber nachzulesen ist es, sich persönlich Rat und Hilfe bei jemand anderem zu holen, dem Du vertraust.

Auf den folgenden Seiten findest Du Informationen, die Dir ein bisschen weiterhelfen. Vor allem haben wir für Dich aber Adressen zusammengetragen, an die Du Dich wenden kannst, um Dein Anliegen persönlich zu besprechen. Keine Angst: Niemand zwingt Dich zu etwas. Du kannst erst einmal erzählen, was Dich bewegt. Deine Meldungen und Informationen bleiben selbstverständlich vertraulich.

Du wirst im Internet eine Menge Informationen über das Thema „sexueller Missbrauch“ finden. Spezielle Informationen, die Dir persönlich weiterhelfen können, findest Du unter den folgenden Link:

Internetauftritt des LSB NRW e.V./Gegen sexualisierte Gewalt im Sport

Download für Jungs:

LSB-Broschüre „Finger weg“

Zartbitter-Broschüre „Platzverweis Jungs“

Download für Mädchen:

LSB-Broschüre „Wir können auch anders“

Zartbitter-Broschüre „Platzverweis Mädchen“

Hilfe holen

Hilfe holen ist kein Petzen!

Wen kannst Du ansprechen, wenn Du Hilfe brauchst?

  • Den/ die Präventionsbeauftagte/n deines Vereins, der/ die für dich jederzeit ein offenes Ohr hat. Davon unabhängig kannst und solltest Du dich natürlich immer auch Deinen Eltern anvertrauen.

Hier sind noch einige wichtige Telefonnummern:

Nummer gegen Kummer 0800 – 111 0 333

Polizei Notruf 110

Zartbitter e. V., Köln 0221-31 20 55

Deutscher Kinderschutzbund 030-214809-0

Eltern

Grundsätzlich raten wir dazu, möglichst frühzeitig externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ausnahmesituationen wie die eines Verdachts auf sexuellen Missbrauch lassen sich weder aus der allgemeinen „Elternerfahrung“ lösen, noch mit gesundem Menschenverstand.

Habt keine Angst davor, dass sich der Verdacht vielleicht nicht erhärten könnte. Glaubt uns: Alle Beteiligten sind froh, wenn dies so ist. Deshalb dürft ihr ruhig Beratungsstellen, Jugendämter etc. ansprechen, ohne befürchten zu müssen, damit zu überziehen oder Dinge loszutreten, die ihr vielleicht gar nicht möchtet!

Nummer gegen Kummer – Elterntelefon 0800-111 0 550

Zartbitter e. V., Köln  0221-31 20 55

Schulpsychologischer Dienst in Nordrhein-Westfalen www.schulpsychologie.nrw.de

Notfallseelsorge Nordrhein-Westfalen www.notfallseelsorge.de

Wildwasser.de (mit Suchfunktion für weitere Beratungsstellen) www.wildwasser.de

Polizei Notruf  110

Örtliche Jugendämter über die zentrale Rufnummer Ihrer Kreisverwaltung/Stadtverwaltung

Deutscher Kinderschutzbund 030-214809-0

Hinweis für Trainer:innen

Ohne das Engagement der Trainer:innen/Betreuer:innen/Übungsleiter:innen in unserem Verein gäbe es keinen Trainingsbetrieb!

Als Trainer:in/Betreuer:in/Übungsleiter:in habt Ihr einen engen Kontakt zu Jugendlichen & Kindern. Deshalb ist es unbedingt wichtig, dass gerade Ihr sensibilisert für das Thema seid und den Kinderschutz ernst nehmt.

Bleibt aufmerksam, denn Ihr tragt eine besondere Verantwortung für die Kinder & Jugendlichen, und zwar nicht nur was das Funktionieren der Mannschaft, der Gruppen und den sportlichen Erfolg angeht, sondern auch dem Wohl aller.

Den Blogpost verfasst hat VolleyballFREAK-Redakteur und Headcoach Tobias Goerlich. Im Mai 2024 hat Tobias sich beim Stadtsportbund Köln zur qualifizierten Ansprechperson zum Schutz vor sexualisierter & interpersoneller Gewalt ausbilden lassen. Diese Funktion nimmt er auch bei Volleyballfreak- Camps und Workshops ein.
Mehr zu Tobias hier

Mit Material des Stadtsportbundes Köln/ Landessportbundes NRW erstellt.