Sprungaufschlag

Sie sind die Könige unter den Aufschlagsarten im Volleyball: Harte Sprungaufschlage,

  • auch Spin-Aufschlag und auf englisch

  • Jump-Serve genannt,

die platziert mit 140km/h und mehr ins gegnerische Feld krachen und der Annahme keine Chance lassen. So wie die 8 Hammeraufschläge von unserem Georg Grozer in dem folgenden Video:

Doch wie lerne ich diese Aufschläge, oder wie verbessere ich meinen Sprungaufschlag? In diesem Beitrag, erfahrt ihr alles über den harten Sprungaufschlag in verschiedenen Varianten und wie ihr das Optimum aus Eurer Technik rausholt – dann klappt’s auch mit dem nächsten Ass!

Zunächst beschreibe ich Euch einen möglichen Muster-Bewegungsablauf mit den Knotenpunkten samt Fotos, dann gebe ich Euch Trainingstipps und Hilfen inkl. praktischer Skizzen, wenn etwas nicht so klappt, wie es soll sowie Gründe, warum der harte Sprungaufschlag sinnvoll ist, zu trainieren. Viel Spaß beim Lesen, trainieren und gewinnen!

Varianten des harten Sprungsaufschlags im Volleyball

Beim harten Sprungaufschlag sind verschiedene technische Ausführungen und Varianten möglich:

  • beim Anwurf: einarmig, beidarmig, den aufsteigenden Ball schlagen, den Ball am höchsten Punkt schlagen, sehr hohe Anwürfe und den fallenden Ball treffen

  • beim Anlauf: nur ein Schritt, zwei oder drei oder sogar mehrere Auftaktschritte

Welche Variante ihr bevorzugt, ist verhältnismäßig egal. Aus oben beschriebenen Gründen empfehle ich den einarmigen Anwurf mit einem Anlauf ähnlich dem des Angriffsschlags (Auftaktschritt, Stemmschritt und Beistellschritt).

VolleyballFREAK-TIPP: In der modernen Trainingslehre ist man abgekommen von starren Volleyball-Technik-Modellen. Jeder Spieler kann eigene technische Ausprägungen haben. Jedoch sollte einige Knotenpunkte, die sich als nötig erwiesen haben, in jeder Technik-Variante auftauchen. Meist erkennt man aber bei einzelnen Vereinen/ Trainern eine „Handschrift“ bezogen auf der Vermittlung von Techniken. Diese „Technikschulen“ können international sehr verschiedene Ansätze haben. Entscheidend für eine gute Technik ist nur, dass positive Ergebnis (der Punkt) und das die Technik laut Volleyball-Spielregeln konform durchgeführt wird.

Alle folgenden technischen Angaben gelten für Rechtshänder – Linkshänder führen die Bewegung entsprechend gespiegelt aus! Beschrieben wird der Aufschlag mit einhändigem Anwurf mit dem Gegenarm.

Anfängern bereitet das Anwerfen zu Beginn meist die größte Mühe, beherrschen sie dies aber einmal, ist der Rest der Bewegung einfacher technisch-sauber durchzuführen. Zudem kann es auch für andere Techniken nicht schaden, einen guten einhändigen Anwurf zu beherrschen.

Knotenpunkte/ Bewegungsbeschreibung/ Technikbeschreibung beim harten Sprungaufschlag

In Vorbereitung zum Aufschlag steht der Spieler aufrecht und in leichter Schrittstellung mit dem linken Fuß etwa eine Fußlänge vorne. Die Schulterachse ist parallel zur Grundlinie/ senkrecht zur Schlagrichtung.

Die linke Hand hält den Ball vor der rechten Schulter in Brusthöhe. Der Anwurf des Balls erfolgt mit der linken Hand und möglichst schon mit Rotation senkrecht nach vorne oben deutlichvor den Körper (ca. 3 m über Kopfhöhe, mindestens aber auf die maximale Abschlaghöhe mit gestrecktem Arm). Es folgen ein, zwei Auftaktschritte.

VolleyballFREAK-TIPP: Der weitere Bewegungsablauf des harten, aggressiv geschlagenen Sprungaufschlags ist ähnlich dem des Angriffsschlags.

Um eine maximale Höhe für den Sprung-Aufschlag zu bekommen und so einen guten Abschlagwinkel, folgt der zweite Teil des Anlauf-Rhythmus mit einem langen Stemmschritt zum Absprungort hinter den Ball. Hierbei setzten zuerst die Fersen auf und die Arme werden nach einem Vorschwung mit einem Doppelarmschwung parallel nach hinten oben geführt, so dass sich der Körperschwerpunkt leicht nach hinten verlagert. Schritt drei ist ein Beistellschritt, neben, bzw. leicht eingedreht vor den Fuß des Stemmbeines und nahe an der Grundlinie. Gleichzeitig wird der Körperschwerpunkt nach unten verlagert um die Sprungmuskulatur der Beine vorzuspannen. Der schnellkräftige, explosive Absprung nach oben wird durch das Hochschwingen der Arme nach vorne oben noch unterstützt. Anschließend wird der Schlagarm gebeugt hinter den Kopf geführt, während der andere Arm oberhalb der Schulter fixiert bleibt und die Lage stabilisiert. Der Rumpf ist in Bogenspannung und leicht verwrungen.

Unmittelbar vor der Ballberührung wird zunächst der Ellbogen des Schlagarms schnellkräftig nach vorne geführt, ehe der Unterarm des Spielers peitschenartig mit nahezu gestrecktem Arm und mit der offenen Handfläche den Ball von hinten oben trifft. Dabei versucht der Spieler sein Anlauf-/ Absprung-Timing so einzustellen, dass er den Ball am höchsten Punkt seines Sprunges trifft. Der letzte Impuls auf den Ball erfolgt durch ein aktives Abklappen des Handgelenks über den Ball, bei Trick-Aufschlägen auch seitlich am Ball entlang. Die Verwringung des Körper wird Aufgelöst und der Spieler landet sicher federn beidbeinig deutlich im Volleyballfeld. Darauf bereitet sich der Spieler auf eine mögliche Folgehandlung (Abwehr, Zuspiel, Angriff) vor und nimmt wieder eine Bereitschaftshaltung ein.

Sprungaufschläge mit unterschiedlichen Treffpunkten und Schlagimpulsen

Optimal ist, wenn Aufschläger verschiedene Varianten des harten Sprung-Aufschlags im Repertoire haben. Erfolgreich sind Sprungaufschläge mit…

  • Seit-Effet: Der Ball wird hierbei nicht zentral hinter über dem Ball getroffen sondern seitlich. Dies ermöglicht ungewöhnliche Flugkurven und besondere Winkel (sehr krass diagonal)

  • Die Bewegung abstoppen und kurz aufschlagen: Ist die Annahme durch vorangegangene Aufschläge weit hinten im Feld positioniert, ist es eine gute Idee, zum harten Sprungaufschlag anzusetzen, aber statt den Arm voll durchzuziehen am Ende den Bewegungsimpuls abzubremsen, so dass der Ball viel früher als durch die Annahmespieler berechnet im Feld ankommt.

Warum den Sprungaufschlag einsetzen?

Die Zielsetzungen des Sprungaufschlags sind…

  • den Punkt direkt gewinnen oder den Angriffsaufbau sehr zu erschweren

  • den Startpunkt des angreifenden Annahmespielers möglichst weit nach hinten zu verlagern um seinen Angriff zu erschweren

  • den Laufweg des Zuspielers zu verlängern (langer Läufer I)

  • die Zeit, die dem Angreifer für die Annahme bleibt, zu verkürzen

  • eine Veränderung des Annahmeriegels durch z.B. ein weiteres Hinzunehmen eines zusätzlichen Annahmespielers (4er statt 3er Riegel oder 3er statt 2er Riegel) und so veränderte Zuständigkeitsbereiche und unklare Überschneidungszonen

Methodische Reihe zum Erlernen und Verbessern des Sprungaufschlags

Volleyball-Techniken wie das Pritschen oder auch der Sprungaufschlag sind nicht gerade natürliche und zudem höchst-komplexe Bewegungen. Deshalb ist es ratsam, beim Erlernen methodisch vorzugehen. Gerade im Kindes- und Jugendalter sind viele Kontakte ein Schlüssel zum Technikerwerb (Wiederholungsmethode). Die Übungsreihen und kleinen Spielformen sollten dabei immer…

  • vom Leichten zum Schweren und

  • vom Einfachen zum Komplexen

aufgebaut werden. Damit es nicht langweilig wird, gerade zu Beginn des Technik-Erweb-Trainings, mischt immer wieder auch Spielformen gegeneinander in Euer Training mit ein.

Hier einige Basis-Spiel- und Übungsformen, die helfen, die Technik zu festigen oder auch im frühen Teil eines Fortgeschrittenen-Trainings eingebaut werden können. Gerne könnt ihr die Übungen für Eure Bedürfnisse auch abwandeln und anpassen . der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, so könnt ihr verschiedene Bälle, Drucksituationen oder auch Änderungen beim Anwurf oder Anlauf ausprobieren.

1. Technik-Erwerbs-Training

Der Beweungsablauf ist, wie oben beschrieben sehr komplex und fehlerbehaftet. Es ist also nur ratsam, den Sprungaufschlag einzuführen, wenn ein anderer Aufschlag schon beherrscht wird, sowie eine sichere (Hinterfeld-) Angriffstechnik vorhanden ist. Das größte Problem beim Sprung-Aufschlag macht erfahrungsgemäß das optimale Zusammenspiel zwischen Anlauf und korrekten Anwurf (ob nun ein- oder beidarmig). Um möglichst viele Wiederholungen zu haben

  • können Aufschläge zunächst aus kurzer Distanz über das Netz oder

  • gegen Hallen-Trennwände auf Markierungen geschlagen werden.

Hierbei soll zunächst penibel auf einen korrekten Anwurf und Treffpunkt oben/ vor dem Körper geachtet werden, nur so wird der Spieler ein gutes Selbst-Gefühl bekommen und in Zukunft merken, wenn etwas nicht stimmt.

Wichtig ist, eine gewisse Routine/ Ritual zu erlernen, da der Aufschlag grundsätzlich ohne echten Zeitdruck und in allen Hallen nahezu immer gleich ausgeführt werden kann. Dies lässt sich nur über die Wiederholungsmethode erreichen, auch wenn dies zunächst ein wenig stumpf sein kann, schon nach kurzer Zeit werden sich die Erfolge einstellen und dann könnt ihr den Aufschlag in komplexeren Spielformen einbinden.

2. Vertiefendes, komplexes Sprung-Aufschlag-Training mit Spielformen

Ist die Technik des Aufschlags stabilisiert, kann der Aufschlag spielgemäß und unter Drucksituationen im Training eingesetzt werden. Hier können sowohl Kleinfeldspiele als auch Spiele auf dem Großfeld eingesetzt werden. Es müssen grundsätzlich die regulären Volleyball-Regeln gelten, Trainer können diese jedoch gemäß des Schwerpunktes erweitern oder ergänzen, zudem muss jeder Ball ausgespielt werden.

  • Big-Point Spiele mit zusätzlichen „Danke-Bällen“ durch den Trainer sind sinnvoll um die Intensität mind. auf Spielniveau zu steigern

  • Zusatzpunkte für Asse oder Service-Winner können sinnvoll sein

  • Rotationen können erst nach einer bestimmten Anzahl an Punkten oder nach einer bestimmten Zeit ausgelöst werden

  • Sinnvoll kann eine gewisse „Quote“ sein. Hat der Vordermann verschlagen, muss der nächste Aufschlag ins Feld gebracht werden, damit die Annahme ihren Rhythmus behält und die Spielform am laufen bleibt.

Typische Fehler (Analyse) & deren Korrekturen

Beim Lernen kann es immer wieder zu typischen Fehlerbildern kommen. Hier einige davon, und was ihr dagegen tun könnt.

  • Der Anwurf erfolgt in den Rücken, zu weit nach vorne oder seitlich versetzt
    Der Anwurf ist DER limitierende Faktor beim Aufschlag. Hier helfen nur viele Wiederholungen und direkte Rückmeldung durch den Trainer. Videoaufnahmen helfen ebenso.
    Ebenso kann es ratsam sein, die Aufschlagbewegung ohne Anlauf und Sprung auszuführen, so dass der Spieler nur die Aushol- und Schlagbewegung separat üben kann.
    Auch Bodenmarkierungen können für die Anlauffolge helfen.

  • Der Ball fliegt zu lang ins „Aus“
    Es fehlt der letzte Impuls aus dem Handgelenk. Wiederholt Übungen zu Driveschlägen auf Partner oder auch indirekt gegen die Wand
    Der Ball muss vor dem Körper getroffen werden, nur so kann der Armschwung und Handgelenkseinsatz richtig durchgeführt werden

  • Der Ball fliegt nicht schnell und hart
    Es fehlt Athletik. Führt gezielt Kräftigungen der Schulter und Rückenmuskulatur mit dem Thera-Band durch sowie verbessert mit Stabi-Übungen Eure Rumpfmuskulatur

Funktionelles Aufwärmtraining kann dabei helfen - Tipps gibt es hier!

VolleyballFREAK-TIPP Wiederholt akustisch nicht den Fehler, sondern betont, wie es richtig ist, also: NICHT: Der Anwurf ist zu flach, SONDERN: Wirf den Ball höher!

Weiterführende Literatur

Wollt Ihr Euch noch ein wenig mehr in die Materie einlesen, empfiehlt der VolleyballFREAK…

VolleyballFREAK-TIPP #1 Handbuch für Volleyball – Grundlagen

Diese Volleyball-„Bibel“ gibt es nun bereits in der 9. Auflage (von 2010, gebundenes Buch im Meyer & Meyer Sport Verlag, auch auf englisch verfügbar) und gehört sicherlich zu den Klassikern der Volleyball-Literatur.

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  • Athanasios Papageorgiou (Autor)

Letzte Aktualisierung am 29.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

VolleyballFREAK-TIPP #2 Handbuch für Leistungsvolleyball

Das Handbuch für Leistungsvolleyball (5. Auflage von 2006, Meyer & Meyer Sport Verlag) setzt nahtlos am Grundlagen-Band Handbuch für Volleyball an: Vom 2:0:4 Spielsystem werden nahezu alle relevanten Formationen, Läufersysteme, Scheinläufer, Angriffskombinationen, Annahmeriegel sowie Zuspiel-, Annahme-, Angriffs-, Block- und Feldverteidigungstaktiken vorgestellt und Trainingsformen in unzähligen Varianten beschrieben.

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  • Athanasios Papageorgiou (Autor)

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VolleyballFREAK-TIPP #3 volleyball-magazin (Trainingsteil)

Schon seit 1977 ist das „volleyball-magazin“auf dem Markt. Interessant speziell für Trainer in diesem monatlich-erscheinenden Heft ist der beigelegte Trainingsteil. Saisonal passend werden Beach- und Hallenvolleyball-Themen aufgegriffen, so zum Beispiel zur Vorbereitung auf die Saison, Tipps für Kinder- und Jugendtraining, Sportpsychologie oder Trainingslehre. Immer wieder wechselnde, erfahrene Autoren (Trainer) und Spezialisten (Bundestrainer, Stützpunktleiter) geben hier ihr Know-how weiter. Anregungen und neueste Trends aus der Sportwissenschaft zu Technik und Taktik habt ihr hier immer schnellstmöglich an der Hand.

Hat Euch der Artikel gefallen? Schau Dir auch meine weiteren Einträge zum Baggern (unteres Zuspiel), Pritschen (oberes Zuspiel), Angriffsschlag, Flatter-Aufschlag, Block, Shot und Steigerung der Sprungkraft an.

Kennst Du weitere gute Übungen aus Deinem Training oder weißt nicht, wie Du ein technisches Problem in den Griff bekommen kannst? Schreib mir Dein Lob/ Kritik an info@volleyballfreak.de

Viel Spaß beim Trainieren!

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